Die von den belarussischen Sicherheitskräften massiv unter Druck gesetzte Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch hat ihre Heimat in Richtung Deutschland verlassen. Die 72-jährige Schriftstellerin wolle sich in Deutschland einer medizinischen Behandlung unterziehen, sagte ihre Vertraute Marija Woiteschonok. Der französische Präsident Emmanuel Macron kündigte derweil an, in einem symbolisch wichtigen Schritt am Dienstag die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja in Litauen zu treffen.
Alexijewitsch werde einen Monat im Ausland bleiben, unter anderem wolle sie auch zu einer Preisverleihung nach Italien reisen, sagte Woiteschonok. Danach aber wolle die Autorin, die 2015 für ihr Werk mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, nach Belarus zurückkehren. Auch werde die 72-Jährige ihre Mitgliedschaft im von der Opposition gegründeten Koordinierungsrat aufrecht erhalten, der einen friedlichen Machtwechsel in Minsk herbeiführen will.
Alexijewitsch ist eines der prominentesten Gesichter der Oppositionsbewegung, die seit Wochen gegen den autokratisch regierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko auf die Straße geht. Sie war zuletzt eine der wenigen prominenten Lukaschenko-Gegner in Minsk, fast alle anderen wurden festgenommen oder flohen ins Ausland.
Unter anderem hält sich Oppositionsführerin Tichanowskaja im Exil in Litauen auf, wo Frankreichs Staatschef Macron am Montagabend zu einem zweitägigen Besuch erwartet wurde. Der Präsident werde Tichanowskaja am Dienstag in Vilnius treffen, kündigte der Elysée-Palast am Montag an.
Zuvor hatte sich Tichanowskaja in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP Macron als Vermittler in der politischen Krise in ihrem Land gewünscht. "Jetzt ist die Zeit, in der Belarus Hilfe bei der Herstellung von Dialog braucht", sagte Tichanowskaja. Macron sei in der Lage, auch Russland in einen solchen Dialog einzubeziehen.
Macron ist der erste Staats- und Regierungschef, der ein Treffen mit Tichanowskaja in Litauen plant. Die Begegnung wäre damit ein symbolisch bedeutsames Zeichen der Unterstützung für die belarussische Opposition und Tichanowskaja, die bei den umstrittenen Präsidentschaftswahlen im August gegen Lukaschenko angetreten war.
Nach offiziellen Angaben gewann Lukaschenko die Wahl mit 80 Prozent der Stimmen, auf Tichanowskaja entfielen lediglich rund zehn Prozent. Die Opposition wirft Lukaschenko massiven Wahlbetrug vor - seit der Wahl gibt es Massenproteste gegen den mit harter Hand regierenden Staatschef. Auch die EU erkennt das Wahlergebnis nicht an.
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