Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch hat seine Partei nach der schweren Niederlage bei der Bundestagswahl vor einem Rückfall in alte Grabenkämpfe gewarnt. "Wer diesen Weckruf nicht gehört hat, hat nichts in Verantwortung zu suchen", sagte Bartsch der Düsseldorfer "Rheinischen Post" und dem Bonner "General-Anzeiger" (Freitagsausgaben). "Wir haben von den Wählern einen deutlichen Hinweis bekommen, dass Streit nicht gewollt ist."
Bartsch, der zusammen mit Parteichefin Janine Wissler die Linke als Spitzenkandidat in den Wahlkampf geführt hatte, bezeichnete die Gründe für das Wahlergebnis von 4,9 Prozent als "zu einem erheblichen Teil hausgemacht". Er sagte weiter: "Wir haben jetzt die verdammte Aufgabe, dafür zu sorgen, dass wir nicht die letzte Linken-Fraktion im Bundestag sind."
Bartsch sprach sich zugleich gegen einen schnellen Sonderparteitag der Linken zur Aufarbeitung des Wahlergebnisses aus. "Wenn ein Sonderparteitag alle Probleme lösen könnte, dann gleich morgen. Aber so einfach wird es nicht sein", sagte er. "Der falscheste Ratgeber sind jetzt schnelle Entscheidungen und Hektik. Dafür ist die Niederlage zu schwer."
Die Linke hatte bei der Wahl zwar die Fünf-Prozent-Hürde verfehlt, zog wegen drei errungener Direktmandate aber trotzdem in Fraktionsstärke in den Bundestag ein. Sie verfügt aber nur noch über 39 Abgeordnete. Der Parteivorstand der Linken berät am Samstag über das Wahlergebnis.
by John MACDOUGALL