Subtile Kritik an Donald Trump
Sie war ein Leitmotiv von Barack Obama (58, “Ein amerikanischer Traum: Die Geschichte meiner Familie”) im Wahlkampf 2008: Hoffnung. Zwölf Jahre später benötigen diese aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie mehr Menschen denn je. Das scheint auch der ehemalige US-Präsident zu wissen. In zwei Reden, die er am gestrigen Samstag virtuell vor Schul- und Hochschulabsolventen hielt, sprach er den jungen Menschen Mut zu sowie sein Vertrauen aus. Zwischen den Zeilen äußerte er zudem Kritik an seinem Nachfolger Donald Trump (73) und dessen Kabinett.
Es waren anspornende Worte, die der 58-Jährige an seine jungen Zuhörer richtete: “Wenn die Welt besser werden soll, dann liegt das in euren Händen. Ihr seid die Menschen, auf die wir gewartet haben”, so Obama. Die Absolventen hätten sich ihren Abschluss verdient, nun liege es an ihnen, ihn entsprechend zu nutzen. “So viele von uns glauben an euch, ich bin so stolz auf euch”, sagte der Mann von Michelle Obama (56, “Becoming”) den Absolventen der historisch afroamerikanischen Colleges und Hochschulen, kurz HBCUs.
Den Absolventen der amerikanischen High Schools versuchte der ehemalige Präsident zudem die Angst vor der Zukunft zu nehmen. Dafür verdeutlichte er, dass Amerika bereits vor der Coronavirus-Pandemie harte Zeiten durchgemacht habe. “Sklaverei, Bürgerkrieg, Hunger, Krankheit”, zählte er auf. “Die große Depression und 9/11.” Jedes Mal seien die Menschen am Ende stärker aus der Situation hervorgegangen.
“Zu tun, was sich gut anfühlt, was angenehm und leicht ist, so denken kleine Kinder”, fuhr Obama in seiner Rede fort. Leider würden viele “sogenannte Erwachsene” mit großen Titeln und wichtigen Jobs immer noch so denken. Wen der 58-Jährige mit diesen Worten meinte, dürfte den meisten Zuhörern klar gewesen sein. Die Ansprache an die HBCU-Absolventen beinhaltete einen subtilen Seitenhieb gegen US-Präsident Trump: “Diese Pandemie hat die Vorstellung ein für alle Mal zunichte gemacht, dass viele von den Menschen, die Macht haben, wissen, was sie tun.” Obama wurde sogar noch deutlicher: “Viele von ihnen tun nicht mal so, als würden sie Verantwortung tragen.”
Trotz der weltweit ernsten Lage lockerte Obama seine Ansprache an die High-School-Abschlussklassen in gewohnt humorvoller Manier auf. Bezüglich der langen Zeit, die viele junge Menschen momentan in heimischer Quarantäne verbringen müssen, sagte er: “So sehr ich mir auch sicher bin, dass ihr eure Eltern liebt, so wette ich auch, dass mit ihnen zu Hause festzusitzen, Brettspiele zu spielen oder ‘Tiger King’ im Fernsehen anzuschauen, nicht wirklich die Art und Weise ist, wie ihr euch die letzten Monate eures Abschlussjahres vorgestellt habt.”
In den USA mussten die diesjährigen Abschlussklassen wie in vielen anderen Ländern aufgrund der Corona-Pandemie auf traditionelle Abschlussfeiern verzichten. Aber auch diesem Umstand konnte Obama scheinbar etwas Positives abgewinnen: “Nicht viele Menschen sehen gut mit diesen Kappen aus, insbesondere wenn ihr große Ohren habt wie ich”, scherzte er.