Die globale Klimakrise und zunehmende gesellschaftliche Konflikte stellen aus Sicht der deutschen Bevölkerung die größten Risiken für die künftige Entwicklung des Landes dar. Das geht aus dem aktuellen Future Risks Report des Versicherungskonzerns Axa in Köln hervor, welcher der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag vorlag. Dieser basiert auf mehreren repräsentativen Meinungsumfragen.
Demnach stellt der Klimawandel für 57 Prozent der Menschen in Deutschland bereits heute ein "präsentes Risiko" dar, mit dem also schon zu rechnen ist. 51 Prozent der Befragten, also ebenfalls etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung, sehen in gesellschaftlichen sowie sozialen Spannungen ein "präsentes Risiko". Zugleich stimmen laut Axa 82 Prozent der Aussage zu, dass "Ungleichheiten immer gravierender werden und zu zunehmenden gesellschaftlichen Spannungen sowie sozialer Zersplitterung führen".
"Weite Teile der Bevölkerung haben das Gefühl, durch soziale Spannungen bedroht zu sein - viele Menschen empfinden die Gesellschaft als zunehmend gespalten", erklärte Axa-Deutschland-Chef Thilo Schumacher. "Dieses Gefühl sollten Wirtschaft und Politik ernst nehmen und sich für gegenseitiges Verständnis und ein gutes gesellschaftliches Miteinander stark machen."
Zugleich zweifelt der Untersuchung zufolge ein Großteil der Deutschen an einer erfolgreichen Bekämpfung des Klimawandels. Nur 18 Prozent halten es für wahrscheinlich, dass das im Pariser Klimaabkommen festgelegte Ziel der Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius erreicht wird. 77 Prozent glauben darüber hinaus, dass die öffentlichen Stellen nicht ausreichend darauf vorbereitet sind, das Risiko des globalen Klimawandels zu beherrschen.
Laut Axa sind die Deutschen mit Blick auf die Risiken von Klimawandel und gesellschaftlichen Spannungen im internationalen Vergleich zudem besonders pessimistisch. Im weltweiten Schnitt nehmen lediglich 47 Prozent und damit deutlicher weniger Menschen die Erderwärmung als bereits heute "präsentes Risiko" wahr. Gesellschaftliche Spannungen landen der Versicherung zufolge wiederum in keinem anderen Land derart weit oben auf der Risikorangliste.
Als maßgebliche Ursache für gesellschaftliche Spannungen werden von 33 Prozent der Befragten in Deutschland dabei "zunehmende Ungleichheiten und steigende Lebenshaltungskosten" genannt. Unter Frauen sind es 38 Prozent, während nur 28 Prozent der Männer Ungleichheiten als treibende Kraft sehen.
Migration wird von insgesamt 29 Prozent der Menschen hierzulande als ein maßgeblicher Auslöser für gesellschaftliche Spannungen betrachtet, wobei der Wert mit dem Alter ansteigt. Während nur 16 Prozent der 25- bis 34-Jährigen dies so sehen, sind es bei den über 65-Jährigen sogar 39 Prozent.
Der Axa Future Risks Report basiert auf Umfragen der Institute Ipsos und Yougov in Deutschland. Parallel wurden vergleichbare Umfragen von der Versicherung auch in 14 anderen Ländern weltweit in Auftrag gegeben.
In Deutschland befragte Ipsos im Juni rund tausend Menschen, ergänzend wurden im Oktober rund 2000 Menschen von Yougov in einer separaten Erhebung zu ihren Ansichten zum Klimawandel befragt. Der diesjährige Future Risks Report ist der zehnte in Folgen, den Axa veröffentlicht.
bro/cfm