Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat vor Beginn der Tarifgespräche mit der Deutschen Bahn am Dienstag verbal noch einmal aufgerüstet. Der Tarifverantwortliche der Gewerkschaft, Kristian Loroch, warf dem Konzern am Montag "respektloses" und "anmaßendes" Verhalten vor. "Wie so oft glaubt die Deutsche Bahn, dass sie selbstherrlich die Spielregeln bestimmen kann", erklärte er.
Das Unternehmen habe die Gewerkschaft aufgefordert, "zu verhandeln, bis weißer Rauch aufsteigt", ohne dafür die Voraussetzungen zu schaffen, erklärte der Gewerkschafter. Er warf der Bahn vor, kein eigenes Angebot für die Verhandlungen vorgelegt und die Forderungen der Tarifkommission nicht beachtet zu haben. Der Konzern hatte ein erstes Angebot vorgelegt und dann vorgeschlagen, sich am Schlichterspruch für den Öffentlichen Dienst zu orientieren.
"Die Frage, ob dass, was für die 2,5 Millionen Beschäftigten im Öffentlichen Dienst gut ist, nicht auch für die Beschäftigten bei Bus und Bahn gut sein könne, stellt sich für uns überhaupt nicht", erklärte Loroch dazu. "Wir haben bahnspezifische Forderungen aufgestellt, auch, weil wir in der vergangenen Tarifrunde (...) Zurückhaltung geübt haben", führte er aus. Die Bahn ignoriere dies jedoch "geflissentlich".
"Das allein ist schon ein Schlag ins Gesicht aller Beschäftigten im Konzern", kritisierte er weiter. "Jetzt muss Schluss sein mit den albernen Spielchen." Die EVG lehnt unter anderem Einmalzahlungen als Inflationsausgleich ab und fordert mindestens 650 Euro mehr Gehalt pro Monat.
Um ihre Forderungen zu untermauern, hatte die Gewerkschaft für vergangenen Freitag zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen zu einem bundesweiten Warnstreik aufgerufen. Der Bahnverkehr stand daraufhin bis 11.00 Uhr weitgehend still, im Fernverkehr normalisierte sich die Lage bis zum frühen Abend.
pe/ilo