Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat Aserbaidschan nach dem großangelegten Militäreinsatz in Berg-Karabach scharf kritisiert und Schutz für die Zivilbevölkerung gefordert. "Wir haben Berichte über eine Waffenruhe zur Kenntnis genommen", sagte Baerbock am Donnerstag bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates zu Berg-Karabach. "Aber was wir brauchen, ist ein vollständiges Ende der Gewalt."
"Aserbaidschan trägt die Verantwortung, die Zivilbevölkerung - insbesondere Kinder - in Berg-Karabach verlässlich und vollständig zu schützen", sagte Baerbock weiter. "Eine Vertreibung und erzwungene Abwanderung der ethnischen Armenier aus Karabach sind inakzeptabel."
Baerbock warf Aserbaidschan zudem vor, mit militärischer Gewalt "Fakten" geschaffen zu haben. "Wir verurteilen Bakus militärischen Angriff scharf und rufen es auf, seine militärischen Aktivitäten dauerhaft und vollständig einzustellen."
Aserbaidschan hatte am Dienstag eine großangelegte Militäroffensive in Berg-Karabach gestartet. Am Mittwoch einigten sich die Führung in Baku und die pro-armenischen Kämpfer in Berg-Karabach auf eine Waffenruhe.
Aserbaidschan treibt nun seine Bestrebungen voran, die umstrittene Kaukasus-Region vollständig unter seine Kontrolle zu bringen. Armenien bereitete sich unterdessen auf die Aufnahme zehntausender Flüchtlinge aus Berg-Karabach vor.
Baerbock sagte bei der Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York, notwendig sei ein dauerhafter Frieden zwischen Aserbaidschan und Armenien. "Und das kann nur am Verhandlungstisch erreicht werden." Die Bundesaußenministerin warnte zugleich andere Staaten davor, die derzeitige Situation ausnutzen, um "Armeniens Demokratie zu destabilisieren" - offenbar auch ein Verweis auf Russland.
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