Als Reaktion auf einen russischen Cyber-Angriff auf die SPD hat das Auswärtige Amt den amtierenden Geschäftsträger der russischen Botschaft einbestellt, wie ein Sprecher des deutschen Außenministeriums am Freitag in Berlin mitteilte. Eine solche Einbestellung gilt als scharfes diplomatisches Mittel. Hier alle Hintergründe:
Der Hintergrund: Im Januar 2023 griffen Hacker über eine Sicherheitslücke von Microsoft die E-Mail-Konten der SPD an. Die Ermittlungen, die nun abgeschlossen wurden, ergaben, dass die Gruppe APT28 für den Cyber-Angriff verantwortlich war - eine Einheit des russischen Militärgeheimdienstes GRU. Als Reaktion auf den russischen Cyber-Angriff hat Deutschland nun den Putin-Diplomaten in Berlin einbestellt. "Die Aktionen der Cybergruppe APT28 können auf der Grundlage belastbarer Informationen der deutschen Nachrichtendienste konkret dem russischen Militärgeheimdienst GRU zugeordnet werden“, so der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner.
Die russische Kampagne richtete sich auch gegen Regierungsstellen sowie Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Rüstung, Luft- und Raumfahrt, IT-Dienstleistungen sowie Stiftungen und Verbände. APT28 ist laut Büchner auch für den Cyber-Angriff auf den Bundestag im Jahr 2015 verantwortlich. Büchner verurteilte den Cyber-Angriff „auf das Schärfste“. Derartige Attacken seien "eine Bedrohung für unsere Demokratie“. Der Vorfall zeige, „dass die russische Bedrohung für Sicherheit und Frieden in Europa real und enorm ist“, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Auch Außenministerin Annalena Baerbock, die derzeit Australien und Ozeanien bereist, äußerte sich während ihres Besuchs zu dem Angriff: "Staatliche russische Hacker haben Deutschland im Cyberraum angegriffen. Das ist völlig inakzeptabel und wird nicht ohne Konsequenzen bleiben.“
Der russische Geheimdienst GRU heißt eigentlich "Hauptverwaltung des Generalstabs der russischen Streitkräfte“. Insidern ist er bekannt für dreiste Operationen im Ausland, und seine Aktivitäten sollen seit 2014 stetig zunehmen. Hackerangriffe und die Einmischung in Wahlen gehören unter anderem zum Repertoire der russischen Geheimdienst-Agenten. Dem GRU gehören laut verschiedenen Medienberichten verschiedene Einheiten an, die sich auf unterschiedliche Spezialisierungen konzentrieren, darunter psychologische Kriegsführung, gezielte öffentliche Desinformation und Mordanschläge.