Zu wenig Personal und zu wenig Geld: Fachkräftemangel und unzureichende Finanzierung bedrohen die Arbeitsfähigkeit sozialer Einrichtungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag vorgestellte Umfrage der Arbeiterwohlfahrt (AWO) unter ihren haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden. Mit 40,1 Prozent sieht fast die Hälfte der Befragten den Fachkräftemangel als größte Herausforderung für die soziale Arbeit der AWO, gefolgt von mangelnder Finanzierung und Sparplänen. Dies gaben 38,5 Prozent an.
Auch zu den Auswirkungen von Preissteigerungen und Inflation wurden die AWO-Mitarbeitenden befragt. Rund zwei Drittel - 67,3 Prozent - finden, dass sich diese negativ auf die eigene Arbeit auswirken. Gleichzeitig sagten 85 Prozent, dass steigende Lebenshaltungskosten für immer mehr Klientinnen und Klienten ein Problem seien. Knapp drei Viertel stimmten der Aussage zu, dass die Betreuten aufgrund von Geldmangel ihre gesellschaftliche Teilhabe einschränken.
Mehr als die Hälfte der Befragten gab zudem an, dass die Zahl der armutsbetroffenen Klientinnen und Klienten in den letzten zwölf Monaten zugenommen habe. Rund 42 Prozent bemerkten, eine wachsende Vereinsamung der Menschen in ihrem Umfeld.
"Die Ergebnisse der Befragung bestätigen einen Trend, den wir immer wieder in den Einrichtungen vor Ort beobachtet haben", erklärte AWO-Präsidentin Kathrin Sonnenholzner. "Unsere Kolleg*innen in der sozialen Arbeit sind nahezu am Ende, und mit ihnen auch die soziale Versorgung von uns allen." Gleichzeitig brauchten immer mehr Mitbürgerinnen und Mitbürger Unterstützung im Alltag – und drohten zu vereinsamen, wenn sie diese nicht bekommen. Das sei "für jeden einzelnen Menschen tragisch und für den sozialen Zusammenhalt hochbrisant", betonte Sonnenholzner.
"Das ist ein mehr als deutlicher Hilferuf in Richtung Politik", ergänzte AWO-Präsident Michael Groß. Die Situation in der gemeinnützigen sozialen Arbeit sei seit langem prekär. "Wenn jetzt noch in den bestehenden Mangel hineingekürzt wird, wie es der Entwurf des Bundeshaushalts vorsieht, dann wird die soziale Infrastruktur in die Knie gehen." Die AWO appelliere daher dringend an den Bundestag, diesen Sparkurs aufzugeben und in den Sozialstaat zu investieren.
Für die Erhebung wurden von Juni bis September bundesweit knapp 650 Haupt- und Ehrenamtliche aus allen Arbeitsbereichen der AWO befragt.
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