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Autolack und seine ärgsten Gegner

Vogeldreck, Baumharz & Co.

Der Spätsommer lädt zu einer Spritztour mit dem Auto ein. Doch der freudige Blick auf das Gefährt für den Ausflug dürfte für die meisten Autofahrer eher erschreckend sein. Besonders für diejenigen, die keine eigene Garage haben, denn oft reichen ein paar Nächte im Freien aus, um dem Lack jeden Glanz zu nehmen.

Wichtig ist es, bei Verschmutzungen durch Vogeldreck, Pollen und Co. schnell zu handeln, und nicht auf den nächsten vermeintlich reinigenden Regen zu warten. Denn egal welcher Feind der empfindlichen und sehr dünnen Lackschicht (in der Regel nur 0,1-0,2 Millimeter) zu Leibe rückt, er sollte zeitnah entfernt werden, “um Schäden vorzubeugen”, wie Car-Wash-Experte Daniel Lehmann von Shell rät.

Vogeldreck ist ein echter Lackkiller. Der Kot von Tauben, Spatzen und anderen Vögeln enthält ätzende Bestandteile wie Harnsäure, die sich in die feinen Poren des Klarlacks fressen und so für nachhaltigen Schaden sorgen können. Gerade im Sommer wird dieser Effekt durch die hohe UV-Strahlung und die Hitze noch verstärkt. Besonders aggressiv sind die Ausscheidungen von Tauben und Möwen. Aber zumindest bei ersteren lässt sich die Verschmutzung vermeiden, denn Tauben haben bevorzugte Sitzplätze – Parkplätze darunter sollte man also meiden.

Zu erkennen sind diese Tauben-Hotspots ganz leicht daran, dass sich schon auf dem Boden jede Menge Kot angesammelt hat. Wenn aber das Malheur passiert ist, dann reicht ein feuchtes Tuch zum Abwischen und ggf. vorheriges Einweichen gewöhnlich aus – mit Einmal-Handschuhen reduziert sich auch der Ekelfaktor. Bei mehr oder großflächigerer Verschmutzung am besten direkt in die Waschstraße und danach eine Lackversiegelung auftragen. Denn ignoriert man die Flecken zu lange, bleibt dauerhaft ein stumpfer Schatten auf dem Lack zurück.

Auch nicht viel leckerer sind die Exkremente bestimmter Baumschädlinge, die auf die Autos niedergehen. Diese klebrige Zuckerlösung – auch als Honigtau bekannt – ist in der Regel selbst nicht schädlich für den Lack, allerdings haften daran Staub, Pollen und Rußpartikel und diese Masse ist im festgetrockneten Zustand nur noch sehr aufwendig zu entfernen. Das Einfachste ist somit, nicht unter Linden und Ahornbäumen zu parken. Diese beiden Baumsorten sind die Favoriten der honigtauproduzierenden Blattläuse.

Da die Verschmutzung mit Honigtau meist recht großflächig ist, ist die Fahrt in die nächste Waschstraße am einfachsten. Außerdem ist das auch tatsächlich die wassersparendste Variante. Denn moderne Anlagen, wie sie laut Lehmann größtenteils bei Shell im Einsatz sind, brauchen dank ausgeklügelten Rückgewinnungssystemen nur circa 15 Liter Wasser pro Fahrzeug. Bei einer Handwäsche, die zudem auch nicht überall erlaubt ist, ist der Wasserverbrauch sehr viel höher, insbesondere um den klebenden Honigtau vollständig vom Lack zu lösen.

Aber auch unter Nadelbäumen sollten Fahrer, die ihr Auto lieben, nicht zu oft und lange stehen. Denn diese harzen extrem – und ist das Baumharz erst mal eingetrocknet, ist es nur sehr aufwendig zu entfernen. Wer schnell handelt, dem reicht oft ein weicher Lappen mit heißem Wasser, um das Baumharz einzuweichen und dann abzuwischen. Auch Hausmittel wie Türschlossenteiser, Rasierschaum oder Fett wie in Baby- oder Speiseöl können durch längeres Einwirken das Baumharz auflösen. Mit Spülmittel und einem Mikrofasertuch lassen sich anschließend die Fettreste entfernen.

Alternativ greift man zu einem speziellen Reinigungsmittel aus dem Fachhandel: Reinigungsknete kann bei älteren Harzflecken hilfreich sein, allerdings ist bei schwarzen Autos oder Speziallackierungen Vorsicht geboten, denn hier kann die Anwendung selbst schon Schaden anrichten. Deswegen die Reinigungsknete nur gemäß der Herstellerangaben anwenden! Spezielle Baumharz-Entferner sind auch dazu geeignet, Vogelkot und andere organische Rückstände von Lack-, Glas-, Chrom- und Kunststoffoberflächen zu entfernen. Tipp: Nach der Reinigung die betroffenen Stellen mit einer entsprechenden Lackpolitur oder Autowachs nachbehandeln.

Allerdings hält nicht nur der Sommer fiese Lackkiller bereit. Schon im Frühjahr sorgen Pollen aus Pflanzenblüten in Kombination mit Niederschlägen gerne für eine lackschädigende Kruste, die auch zu bleibenden Verfärbungen führen können. Aus Herbstlaub löst sich bei Regen Gerbsäure, die den Lack angreift – schon kleinste Kratzer im Lack können so zu Rost und hässlichen braunen Flecken führen. Und im Winter ist Streusalz die wohl größte Gefahr für den Lack. Regelmäßiges Waschen und Pflegen ist also das A und O – dann steht einer Spritztour in einem schicken Auto nichts im Wege.

(jen/spot)

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