Während in den USA die Streiks in der Autoindustrie weitergehen und zunehmend an politischer Bedeutung gewinnen, konnte der Hersteller Ford im Nachbarland Kanada einen drohenden Arbeitskampf abwenden. Die Mitglieder der Gewerkschaft Unifor stimmten am Sonntag einer Tarifeinigung mit dem US-Konzern zu. Die Gehälter steigen demnach um 15 Prozent über drei Jahre, bereits im ersten Jahr gibt es eine Erhöhung um zehn Prozent.
Die Gewerkschaft begrüßte in einem Eintrag im Kurznachrichtendienst X "immense Gewinne für die Beschäftigten". Die Vereinbarung für mehr als 5600 kanadische Ford-Angestellte umfasst auch weitere Leistungen und Boni, darunter Anpassungen an die Lebenshaltungskosten und bessere Renten. Sie dürfte als Vorlage für Einigungen bei den anderen beiden großen Autokonzernen General Motors und Stellantis dienen.
In den USA geht ein gleichzeitiger Streik bei den drei Konzernen, die auch "The Big Three" genannt werden, in die zweite Woche. General Motors und Stellantis, das aus dem Zusammenschluss von Fiat Chrysler mit Peugeot entstanden ist, sind besonders betroffen. Bislang werden knapp 40 Ersatzteilvertriebszentren der beiden Konzerne bestreikt.
Die mächtige Gewerkschaft UAW beklagt ausbleibende Fortschritte in den Tarifverhandlungen, während bei Ford auch in den USA "echte Fortschritte" erzielt worden seien. Die UAW fordert unter anderem eine Gehaltserhöhung um 40 Prozent über vier Jahre und verweist darauf, dass dies dem Anstieg der Vergütung der Chefetage entspreche.
Für US-Präsident Joe Biden wird der Streik zunehmend zum Problem, da er die US-Wirtschaft insgesamt beeinträchtigen könnte. Zugleich ist die Unterstützung für Gewerkschaften aber ein Kernpunkt von Bidens Präsidentschaft, und Michigan, wo Detroit, das Zentrum der US-Autoindustrie liegt, ist ein wichtiger Bundesstaat mit Blick auf die Wahl im kommenden Jahr.
pe/kas