Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hält die Ausbaugeschwindigkeit der Ladepunkte für E-Autos für viel zu langsam. "Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist eine der drängendsten Infrastrukturaufgaben für Deutschland, wurde aber bisher zu sehr vernachlässigt", erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller am Donnerstag. Um das im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung festgehaltene Ziel von einer Million Ladepunkten bis 2030 einzuhalten, müsste die Ausbaugeschwindigkeit demnach vervierfacht werden.
Stand Januar 2023 gab es in Deutschland den Angaben zufolge 80.541 öffentliche Ladepunkte. Die Zahl wachse wöchentlich um etwa 540; für die Erreichung des Ziels der Bundesregierung wären demnach 2200 neue Ladepunkte pro Woche notwendig. Werde das Tempo nicht gesteigert, werde es 2030 nur rund 310.000 Ladepunkte geben.
Allerdings hatte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in einem Bericht am Dienstag noch erklärt, der Ausbau der Ladeleistung der Ladepunkte in Deutschland entwickle sich "schnell und dynamisch". Es sei vielmehr so, dass das im Koalitionsvertrag festgehaltene Ziel von einer Million Ladepunkten "technisch überholt" sei. Denn wichtig sei mittlerweile nicht mehr die Zahl der Ladepunkte, sondern deren Leistung.
Der VDA erklärte, aktuell kämen 23 Pkw auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt. Damit wuchs die Differenz zwischen Angebot und Bedarf; 2022 waren es laut VDA noch 22 E-Pkw und 2021 waren es 17. In den vergangenen zwölf Monaten wurden demnach im Schnitt rund 68.000 E-Pkw monatlich neu zugelassen.
In 46 Prozent aller Gemeinden gebe es noch gar keinen öffentlichen Ladepunkt. Dabei wies der VDA in einem Ranking auf große regionale Unterschiede hin: In Sachsen müssen sich den Angaben zufolge 14,7 E-Pkw einen öffentlichen Ladepunkt teilen, ähnlich sieht es in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen aus. Letztplatziert ist das Saarland; dort teilen sich 33,9 E-Autos einen öffentlichen Ladepunkt.
"Klar ist: Nur bei einer flächendeckenden und leistungsfähigen Ladeinfrastruktur steigen die Menschen auf die E-Mobilität um", erklärte VDA-Präsidentin Müller. Sie forderte dafür schnellere Planungs- und Genehmigungsprozesse.
Gleichzeitig nannte Müller es richtig, "dass eine interministerielle Arbeitsgruppe für das Thema Ladeinfrastruktur gegründet wurde". "Sie muss nun auf die Umsetzung der Maßnahmen und die Einhaltung der Fristen pochen, die der Masterplan Ladeinfrastruktur II der Bundesregierung vorsieht."
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