Erst vor kurzem war durchgesickert, dass das Robert-Koch-Institut (RKI) angeblich wegen der ansteckenden Delta-Variante plant, bei einem positiven Testergebnis eines Schülers vorsorglich die gesamte Klasse, statt wie bisher nur die Sitznachbarn und die Kontaktpersonen in Quarantäne zu schicken. Doch gegen diesen Plan protestieren nun auch die Kultusminister der Bundesländer.
Besonders sauer stößt den Kultusministern dabei die RKI-Empfehlung auf, zukünftig bei einzelnen Corona-Fällen in den Klassen eine sofortige Quarantäne für sämtliche Schüler der betreffenden Klasse anzuordnen. Die Empfehlung hatte RKI-Vize Lars Schaade (55) bei einer Schaltkonferenz mit den Vertretern der Staatskanzeleien der Bundesländer abgegeben. Sollte diese Empfehlung umgesetzt werden, würde erneut massiver Unterrichtsausfall drohen. Zudem würde sich so die belastende Situation für Eltern und Schüler fortsetzen. Offenbar sind die Kultusminister der Bundesländer nicht bereit bei diesem Spiel mitzumachen. Bei diesen regt sich nun nämlich Kritik. So forderte
Karin Prien (56, CDU), die Kultusministerin von Schleswig-Holstein, dass eine notwendige Quarantäne an Schulen nur “gezielt“ und “auf das unbedingt Notwendige begrenzt“ durchgeführt werden sollte.
Nach Priens Meinung seien dann schnelle Freitest-Aktionen notwendig. In dieser Hinsichty sollten Schulen “an dieser Stelle jetzt privilegiert behandelt werden“. Eines der Hauptargumente von Prien ist dabei nicht vom Tisch zu wischen. Die Politikerin führt nämlich an, dass Kinder und Jugendliche wie keine andere Personengruppe unter den Einschränkungen durch die Pandemie gelitten hätten. Auch der
sächsische Kultusminister Christian Piwarz (46, CDU), hat sich gegen die Quarantäne ganzer Klassen ausgesprochen und bezeichnete diese als “eine unverhältnismäßige Beschneidung des Rechts der Kinder auf Bildung“. Zudem kam auch Gegenwind aus Bayern, wo man vor einer möglichen Quarantäne genaustens prüfen will. Das Kultusministerium in Bremen bezeichnete die RKI-Pläne ebenfalls als “nicht sinnvoll“. Stattdessen müsse sich die Quarantäne “auf das engste Umfeld der Betroffenen“ begrenzen. Vom hessischen Kultusministerium wurde vor Schulschließungen als Konsequenz einer zu scharfen Quarantäne-Regelung gewarnt. Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst (60, SPD), hatte außerdem gefordert die 7-Tage-Inzidenz als Hauptindikator für Corona-Maßnahmen abzuschaffen. Nach Ernsts Meinung müsse die Inzidenz wegen dem Fortschritt der Impfungen künftig “komplett neu betrachtet werden“.