Rund neun Monate nach tödlichen Schüssen auf einen Mann in Kiel ist ein 24-Jähriger am Donnerstag wegen Totschlags zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht Kiel sah es nach Angaben einer Sprecherin als erwiesen an, dass der Beschuldigte Ende Juni vergangenen Jahres fünfmal auf sein 31-jähriges Opfer gefeuert hatte, das im Stadtteil Gaarden auf einer Straße auf einer Bank saß. Hintergrund war laut Anklage ein Streit zwischen dem Bruder des Angeklagten und dem Getöteten.
Die Staatsanwaltschaft forderte in dem Verfahren eine Verurteilung wegen Mordes, weil sie von einer heimtückischen Tat aus niederen Beweggründen ausging. Das Gericht sah nach der Beweisaufnahme laut Sprecherin aber keine Mordmerkmale als verwirklicht an. Demnach schied etwa Heimtücke aus, weil das Opfer nicht arg- und wehrlos war. Laut Zeugen sah es die ihm vorgehaltene Pistole und forderte den Angeklagten mit den Worten "Schieß doch" noch heraus.
Bereits zum Prozessauftakt wies das Gericht in einem sogenannten rechtlichen Hinweis an die Verfahrensbeteiligten darauf hin, dass nach seiner Einschätzung auch eine Verurteilung wegen Totschlags statt Mordes in Frage komme. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Rechtsmittel sind möglich.
Laut Anklageschrift traf der Beschuldigte am Abend des 27. Junis im Beisein mehrerer Zeugen auf das auf einer Parkbank sitzende Opfer, wobei er eine Pistole bei sich trug. Er sprach den 31-Jährigen auf den Konflikt mit seinem Bruder an, zog im weiteren Verlauf des Geschehens die Waffe und schoss aus geringer Entfernung auf den Mann. Dieser starb später im Krankenhaus.
bro/cfm