Aufgrund der anhaltenden Diskussionen über den Einsatz von Langstreckenwaffen durch ukrainische Streitkräfte gegen Ziele in Russland hat Russland erneut auf seine Atomwaffen hingewiesen. Ein solcher nuklearer Angriff könnte jedoch schwerwiegende Konsequenzen für Wladimir Putin selbst haben, so die Einschätzung eines Verteidigungsexperten. Moskau könnte schnell Geschichte sein - hier die Einschätzung der Experten:
Die Ukraine fordert von den USA und Großbritannien die Erlaubnis, weitreichende westliche Präzisionswaffen gegen Ziele tief im russischen Territorium einsetzen zu dürfen. Russland reagierte auf diese Forderungen mit seiner üblichen Rhetorik und warnte die USA und die NATO vor möglichen Konsequenzen, indem es auf seine Atomwaffen verwies. Auch Präsident Wladimir Putin meldete sich zu Wort, vermied es jedoch, offen mit einem Atomwaffeneinsatz zu drohen. Er warnte lediglich davor, dass ein solcher Einsatz einer direkten Beteiligung der NATO am Krieg gleichkäme.
Der Kreml verbreitet weiterhin Drohungen über einen möglichen "nuklearen Albtraum“. Der britische Verteidigungsexperte Michael Clarke hält jedoch dagegen und erklärt, dass Russland genau wisse, was die Konsequenzen eines Atomwaffeneinsatzes wären. Im hypothetischen Fall eines nuklearen Angriffs würde die NATO zurückschlagen. Laut Clarke könnte ein solcher Angriff zur vollständigen Zerstörung Moskaus führen. In einem Interview mit "Radio Times" betonte Clarke, der frühere Generaldirektor des Royal United Services Institute, dass Großbritannien über eine unabhängige nukleare Abschreckung verfüge. Dazu gehöre ein im Atlantik stationiertes U-Boot, das nach einem Befehl des Premierministers Raketen abfeuern könnte – mit verheerenden Folgen für Russland.
Clarke bezeichnet Putins Drohungen als "Panikmache" und glaubt nicht, dass Russland tatsächlich bereit ist, Atomwaffen einzusetzen. Ein solcher Schritt würde nicht nur wenig am Kriegsverlauf ändern, sondern auch das internationale Tabu brechen und die Unterstützung von Verbündeten wie China und dem Iran gefährden.
Auch die USA reagierten auf die russischen Drohungen. John Kirby, Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, betonte, dass man Putins Drohungen ernst nehme. Allerdings sei dies nicht das erste Mal, dass der russische Präsident derartige Aussagen tätige. Die USA und andere Länder beobachten die Situation aufmerksam. Offiziell beschränkt sich der Einsatz westlicher Waffen derzeit auf die Verteidigung gegen die russische Offensive in der ostukrainischen Stadt Charkiw. Es wird jedoch spekuliert, dass US-Präsident Joe Biden kurz davor stehen könnte, der Ukraine die Erlaubnis für Angriffe auf russisches Territorium zu erteilen. Am Freitag traf er den britischen Premierminister Keir Starmer zu Gesprächen im Weißen Haus.