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Anschlag auf Lehrer in Arras: Hunderte nehmen an Trauerfeier in Kathedrale teil

Knapp eine Woche nach dem dschihadistischen Anschlag eines 20-Jährigen auf den Lehrer Dominique Bernard hat am Donnerstag in der Kathedrale von Arras die Trauerfeier begonnen. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, seine Frau Brigitte und Bildungsminister Gabriel Attal nahmen daran teil. Zahlreiche Menschen versammelten sich trotz des Regens auf dem Platz vor der Kirche, um den Gottesdienst auf einem Großbildschirm zu verfolgen.

An der Fassade der Kathedrale war ein Porträt des Französisch-Lehrers angebracht, der vergeblich versucht hatte, den Angreifer aufzuhalten. Er habe vermutlich mehrere Menschenleben gerettet, hatte Macron später gesagt. Der 57-Jährige wurde posthum in die Ehrenlegion aufgenommen. Er hinterlässt seine Ehefrau und drei erwachsene Kinder. 

Die Justiz ermittelt gegen den mutmaßlichen Täter Mohammed M., einen radikalisierten Ex-Schüler, wegen Mordes mit terroristischem Hintergrund. Er befindet sich derzeit in Untersuchungshaft. Nach Aussage seines Anwaltes will er sich in dem Verfahren zur Tat erklären. Gegen seinen 16 Jahre alten Bruder ermittelt die Justiz unter anderem wegen Beihilfe zum Mord mit terroristischem Hintergrund. Er soll Mohammed M. Ratschläge für den Einsatz des Messers gegeben haben. 

Mohammed M. hatte vor der Tat in einer Audionachricht, die auf seinem Telefon gefunden wurde, der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) seine Treue geschworen. Kurz vor der Tat hatte er zudem ein Video aufgenommen, in dem er nach Angaben der Staatsanwaltschaft die "Werte der Franzosen" schmähte und schlimme Drohungen von sich gab. Eine Verbindung der Tat zur Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten gibt es nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft nicht. 

Mohammed M. hatte am vergangenen Freitag den Französisch-Lehrer Bernard vor dem Eingang der Schule mit mehreren Messerstichen in die Schulter und in den Hals getötet. Er verletzte noch drei weitere Angestellte der Schule, die inzwischen außer Lebensgefahr sind. 

Der mutmaßliche Täter war im Alter von sechs Jahren mit seiner Familie aus der russischen Republik Inguschetien nach Frankreich gekommen. Die französischen Behörden hatten mehrere Asylanträge der Familie abgelehnt und den als radikalisiert geltenden Vater abgeschoben. 

Mohammed M. war als Gefährder registriert und vom Geheimdienst beobachtet worden. Es habe jedoch keine Hinweise auf eine bevorstehende Tat gegeben. Seit dem Anschlag gilt in Frankreich die höchste von drei Alarmstufen. 

kol/bfi