Im Prozess um den Lastwagenangriff im hessischen Limburg hat die Staatsanwaltschaft am Freitag vor dem Landgericht unter anderem wegen versuchten Mordes in 18 Fällen und gefährlicher Körperverletzung sechs Jahre und zehn Monate Haft für den Angeklagten gefordert. Zudem beantragte sie einen Maßregelvollzug, damit er seine Drogenprobleme bewältigen könne. Sollte anschließend von ihm keine Gefahr mehr ausgehen, könne er vorzeitig entlassen werden, sagte Staatsanwalt Johannes Jacobi von Wangelin.
Die Beweisaufnahme habe die Vorwürfe gegen Omar A. bestätigt. Er sei im Oktober 2019 mit einem zuvor gestohlenen Lastwagen bewusst auf mehrere Autos aufgefahren, die an einer Ampel in der Limburger Innenstadt gehalten hatten. Bei dem Vorfall wurden 18 Menschen leicht verletzt. Nach der Kollision habe A. die Fahrzeugkabine verlassen und zwei Zeugen durch Ziehen an einem Schal am Hals beziehungsweise durch einen Schlag mit der Hand verletzt. A. stand zum Tatzeitpunkt unter dem Einfluss von Cannabis.
"Es war reiner Zufall, dass keine lebensgefährlichen Verletzungen eingetreten sind", sagte Jacobi von Wangelin. Das Tatmotiv sei eine Kombination aus einer unbefriedigenden Lebenssituation, einer psychischen Vorbelastung und seines Cannabiskonsums gewesen. Würden seine Drogenprobleme nicht behandelt, seien weitere Straftaten von A. zu erwarten, warnte der Staatsanwalt.
Die Verteidigung hingegen plädierte auf zwei Jahre Haft, die bei einer günstigen Sozialprognose auch zur Bewährung ausgesetzt werden könnten. Einen Tötungsvorsatz habe es nicht gegeben, weil A. nicht habe erkennen können, was passiert, sagte sein Anwalt. Er sei durch den Bürgerkrieg in Syrien hochgradig traumatisiert und habe die Erlebnisse mit Drogen bekämpfen müssen. Zum Tatzeitpunkt sei A. nicht "Herr seiner Sinne" gewesen. Statt wegen versuchten Mordes müsse er für den gestohlenen Lastwagen wegen Raubes verurteilt werden. Ein Urteil wurde für den Nachmittag erwartet.
by INA FASSBENDER