Eine erstaunliche Fehlkalkulation! Die Ampel-Koalition erwägt erneut, auf Kohlekraftwerke für den Winterstrombedarf zurückzugreifen. Es wird über die erneute Inbetriebnahme der zwei schmutzigsten Kohlekraftwerke Europas, Jänschwalde in Brandenburg und Niederaußem in Nordrhein-Westfalen, diskutiert. Diese Kraftwerke sind Teil der Versorgungsreserve, die bis März 2024 zur Verfügung steht.
Im Jahr 2021 zählten diese beiden Kraftwerke zu den größten CO₂-Produzenten Europas, mit Niederaußem auf dem dritten und Jänschwalde auf dem sechsten Platz, so die britische NGO Ember. Der Hintergrund für den erneuten Einsatz der Kohlekraftwerke ist die Sicherung der Winterstromversorgung. Das Wirtschaftsministerium zielt darauf ab, Gas in der Stromerzeugung zu sparen und die Gasreserven im Winter nicht aufzubrauchen. Deshalb sollen die Kohlekraftwerke trotz der Klimaschutzverpflichtungen der Bundesregierung Strom liefern.
Die Kohlekraftwerke sollen von Oktober 2023 bis Ende März 2024 vorübergehend Strom produzieren. Sie waren bereits von Oktober 2022 bis Juni 2023 in Betrieb. Toralf Smith, Chef des Gesamtbetriebsrates des Energiekonzerns LEAG in Jänschwalde, äußerte sich dazu: "Wir mussten auf Anweisung der Bundesregierung alles wieder hochfahren. Insgesamt hat es uns nichts gebracht: Die negativen Folgen des Hochfahrens der alten Blöcke überwiegen die positiven Effekte.“
Smith ist zwar froh für die Mitarbeiter, aber insgesamt: „Wir mussten Ingenieure von Zukunftsprojekten abziehen.“ Menschen, die sich mit der Umgestaltung des Kohlekonzerns in einen modernen Kraftwerksbetreiber beschäftigt hätten, mussten sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Smith: „Das behindert den Umbau der Firma.“
Wirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck bezeichnete die Wiedereinführung von klimaschädlichen Kohlekraftwerken im letzten Jahr als „bittere“ Nachricht für den Klimaschutz. Sie sei jedoch aufgrund der Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine unvermeidbar. Wenn Braunkohlekraftwerke auf den Markt zurückkehren, steigen die CO₂-Emissionen. Das Ministerium Habeck teilte jedoch mit: „Das Ziel, den Kohleausstieg idealerweise im Jahr 2030 zu vollenden, bleibt, wie auch die Klimaziele, davon unberührt.“