Für die AfD sollte das Ende der Ampel-Koalition eigentlich ein Grund zur Freude sein. Doch nach dem Koalitionsbruch bleibt es bemerkenswert still von ihrer Seite. Die Frage ist: Wie reagiert die Partei nun auf die Situation, die sie lange gefordert hat?
Die AfD hatte über Jahre die Abschaffung der Ampel-Koalition gefordert, die sie als Ursprung vieler Missstände in Deutschland ansieht. Die Liste der Kritikpunkte war umfangreich: zu links, zu woke, zu hohe Energiepreise, zu hohe Steuern, ungenügende Wirtschaftspolitik und zahlreiche andere Aspekte, die aus Sicht der Partei problematisch sind. Jetzt, da die Ampel auseinanderbricht, wäre eigentlich eine große Chance für die AfD, die Regierung massiv zu kritisieren und als echte Alternative aufzutreten. Die Realität sieht jedoch anders aus: Während die Regierung zerfällt, bleibt die AfD auffällig leise. Die Parteichefs Alice Weidel und Tino Chrupalla kommentieren zwar das Koalitionsende in verschiedenen Sendungen, aber die Aussagen sind eher zurückhaltend – ein schlichtes "Das haben wir immer gefordert" ist der Tenor. Die Ampel ist Geschichte, und die AfD scheint noch unentschlossen, wie sie die Situation für sich nutzen könnte.
Indessen ertönen erste Stimmen, die eine Koalition mit der Union fordern. Die AfD erkennt, wie Friedrich Merz und die CDU bereits politische Führung in der Opposition zeigen. Merz hat klare Forderungen gestellt und den Regierungszusammenbruch scharf kritisiert. Seine Forderung nach einer Vertrauensfrage für Scholz und baldigen Neuwahlen hätte genauso gut von der AfD kommen können. Doch Merz war schneller und hat der AfD den Wind aus den Segeln genommen. Die AfD sieht sich nun vor einem Problem: Ihr einziger klarer Standpunkt, der "Anti-Standpunkt", hat an Alleinstellungsmerkmal verloren. Die Forderung nach schnellen Neuwahlen und einer neuen Führung kommt nun auch von anderen Oppositionsparteien.
Einige Mitglieder der AfD formulieren dennoch einen Anspruch auf Regierungsverantwortung und fordern die Union zu einer Zusammenarbeit auf. Sie sehen in der Abwahl der Ampel den Wählerauftrag für ein "bürgerliches Bündnis“ aus CDU und AfD. Andere, wie Bernd Baumann und Maximilian Krah, stehen weiter im Konflikt mit der Union, weil sie glauben, dass Merz sich eher den Grünen oder der SPD zuwenden könnte. Sie warnen: „Wer CDU wählt, um die Grünen zu schwächen, bekommt am Ende doch wieder eine grüne Regierung.“ Merz hat der AfD die Rolle des klaren Gegenpols zur Regierung abgenommen. Im Moment ist er es, der sich als Alternative zur Ampel-Koalition positioniert, nicht die AfD.
Die AfD steckt nun in einer Zwickmühle: Sie möchte zwar die Union für eine Koalition gewinnen, riskiert jedoch, ihre Glaubwürdigkeit als "Alternative“ zu verlieren, falls sie sich zu sehr um eine Zusammenarbeit bemüht und abgewiesen wird. Setzt sie hingegen auf eine weiterhin konfrontative Haltung, könnte eine Koalition mit der Union langfristig unrealistisch bleiben. Letztendlich könnte Friedrich Merz über die Zukunft der AfD entscheiden. Solange die CDU ihre "Brandmauer“ zur AfD beibehält, wird er für die AfD wohl zum nächsten politischen Ziel: Nach "Merkel muss weg“ und "Ampel muss weg“ könnte es bald heißen "Merz muss weg“.