Seit dem 10. September hatte unser nördliches Nachbarland Dänemark sämtlich Corona-Maßnahmen abgeschafft. Schon einen Tag später feierten 50.000 Zuschauer in der Arena “Parken” in Kopenhagen, wo die Dänen zur Musik der Band The Minds of 99 tanzten, klatschten, sangen und schwitzen. Und das alles ohne jegliche Corona-Maßnahme.
Das angeführte Konzert sollte der inoffizielle Start der Dänen in die
Nach-Pandemie-Zeit einläuten. Denn wegen niedriger Inzidenzwerte und einer hoher Impfquote hatte man sich von Seiten der dänische Regierung entschlossen, zum 10. September alle Corona-Beschränkungen sofort aufzuheben. Damit gibt es dort keine Maskenpflicht, Zugangsbeschränkungen und Impfpässe mehr. Zwei Wochen nach diesem historischen Tag für unsere Nachbarn kann man offenbar sagen, dass sich diese Strategie allem Anschein nach ausgezahlt hat. Der aktuelle Inzidenzwert in Dänemark beträgt 44,9 (Stand: 28.9.). Ein deutlicher Rückgang zu den Werten am 25. August, als das Gesundheitsministerium des Landes noch einen Inzidenzwert von 120,7 vorzuweisen hatte. Am 10. September, dem Tag der Öffnung nach der Pandemie, hatte der Inzidenzwert 66 betragen. Wie es scheint, hat die Aufhebung aller Maßnahmen offenbar keinen negativen Einfluss auf die Infektionszahlen gehabt zu haben. Massive Neuansteckungen, wie von einigen Experten prognostiziert, sind jedenfalls ausgeblieben.
Zuletzt waren lediglich 338 neue Infektionsfälle in dem Land gemeldet worden. Und das obwohl die Zahlen im August sich noch auf einem viermal höheren Wert befunden hatten. In Deutschland war der Inzidenzwert in diesem Zeitraum von 59,6 auf 60,3 angestiegen, während sich die Zahlen in Dänemark trotz kompletter Freiheit sogar deulich verringert hatten. Was haben die Dänen also besser gemacht als die Deutschen? Ein Punkt dürfte mit Sicherheit die deutlich höhere Impfquote bei unserem nördlichen Nachbar sein. Diese liegt mit 75 Prozent deutlich höher als in Deutschland, wo bisher 64,1 Prozent der Bevölkerung voll geimpft sind. Besonderen Erfolg hatte die Impfung in Dänemark offenbar bei den älteren Menschen. 95 Prozent aller Dänen über 60 Jahren sind laut Angaben des dänischen Gesundheitsdienstes geimpft. Offenbar ist das Vertrauen in die Impfungen also deutlich höher. Impfgegner und Querdenker sind dort weniger stark vertreten. Ein weiterer Grund liegt scheinbar in der weit fortgeschrittene Digitalisierung des dänischen Gesundheitssystems. Dies erlaubt eine deutlich schneller Reaktion bei Corona-Ausbrüchen. So können sämtliche Ärzte auf die elektronische Patientenakten zugreifen. Alle Bürger sind darin über ihre Sozialversicherungsnummer erfasst. Im Zusammenhang mit der Digitalisierung gehört das dänische Gesundheitssytem zu den fortschrittlichsten Systemen weltweit.
Und auch die bisher erreichten Zahlen sind für die Dänen kein Grund sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Denn trotz der Aufhebung aller Maßnahmen wird die Impfkampagne gegen das Coronavirus auch weiter fortgesetzt. Deshalb gab sich auch Staatsministerin Mette Frederiksen bereits Ende August in einer Pressemitteilung optimistisch: “Wir erwarten, dass wir in Zukunft nationale Shutdowns vermeiden können – einfach weil wir jetzt die Superwaffe haben, nämlich die Impfstoffe. Und deshalb ist es absolut entscheidend, dass auch die Letzten sich impfen lassen, damit wir alle sicher in den Herbst gehen können.” Mittlerweile ist Covid-19 in Dänemark nur noch als “allgemeingefährliche Krankheit” eingestuft und nicht mehr wie zuvor als “gesellschaftskritische Krankheit”. Damit hatten sich die Dänen aber auch die Option offen gehalten wieder Maßnahmen zur Eindämmung zu ergreifen, falls die Infektionszahlen deutlich angestiegen wären. Noch gilt es abzuwarten, ob die dänische Strategie tatsächlich aufgeht. In einigen Wochen wird man aber vermutlich sehen können, wohin die Reise geht.
