Die eine ist seit 15 Jahren Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, die andere seit vielen Jahrzehnten Deutschlands berühmteste Feministin. Mit ihrer Zeitschrift "Emma" hat sich Alice Schwarzer (77) lange vor Angela Merkels (66) Wahl zur Bundeskanzlerin vornehmlich kritisch zu "Kohls Mädchen" positioniert. Was jedoch nicht verhinderte, dass sich die beiden Frauen nun schon seit fast 30 Jahren regelmäßig austauschen, wie Schwarzer im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) und in ihrer neuen Autobiografie "Lebenswerk" schildert.
"Wir waren 1991 erstmals zusammen essen, beim Italiener am Rhein. Da war Merkel Frauenministerin und kriegte als 'Kohls Mädchen' in den Medien die volle Breitseite ab", erinnert sich Schwarzer auf die Frage zurück, wie sie Merkel kennengelernt habe. "Sie hat mich mit ihrer Intelligenz, ihrem Humor und ihrer Integrität schon damals beeindruckt. Seither haben wir Kontakt gehalten, über alle Hochs und Tiefs hinweg." Dabei sei es zu "zum Teil sehr komischen Begegnungen zwischen 1991 und 2020" gekommen.
Als Merkel 2005 die Wahl zur Kanzlerin gegen Gerhard Schröder (76) für sich entscheiden konnte, dieser sich jedoch in der berühmt-berüchtigten Elefantenrunde dennoch als Gewinner wähnte, hätten die beiden Frauen "mehrfach telefoniert. Das war wirklich eine dunkle Stunde für eine Demokratie. Der Verlierer sagte der Siegerin ins Gesicht: Die kann das nicht! Ich regiere weiter. Alles nur, weil der Sieger eine Frau war. Erst ab dem Zeitpunkt habe ich mich pro Merkel in die politische Debatte eingemischt".