Die großen deutschen Supermarktketten Aldi, Lidl, Edeka und Rewe haben sich dazu verpflichtet, bereits bis 2025 die Lebensmittelabfälle um 30 Prozent und bis 2030 dann um 50 Prozent zu reduzieren. Sie vereinbarten am Dienstag mit Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) einen Pakt gegen Lebensmittelverschwendung. Insgesamt unterzeichneten 14 Unternehmen aus dem Groß- und Einzelhandel die Verpflichtung.
"Der Handel und mein Ministerium haben sich zusammengetan, um die Lebensmittelverschwendung in Deutschland entschlossen anzupacken", erklärte Özdemir. "Wir schließen einen Pakt, damit unsere wertvollen Lebensmittel im Topf und auf dem Teller landen – statt in der Tonne." Der Pakt basiere auf Freiwilligkeit, sei aber alles andere als eine lose Vereinbarung.
Vereinbart worden seien "klar und verbindliche Regeln". So würden die Händler künftig verstärkt Lebensmittel weitergeben, etwa an die Tafeln oder andere soziale Einrichtungen. Prozess-, Logistik- und Kühlketten würden optimiert; Waren mit kurzer Haltbarkeit würden "verstärkt abverkauft". Auch Schulungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen helfen, künftig mehr Abfälle zu vermeiden.
Bei den Vereinbarungen geht es laut Ministerium auch um die Beziehungen der Unternehmen zu ihren Lieferantinnen und Lieferanten und den Verbraucherinnen und Verbrauchern. So könnten die Unternehmen etwa auf ihre Anforderungen an Lieferanten verzichten, die über gesetzliche Standards hinausgehen. Obst- und Gemüse mit Schönheitsfehlern solle künftig gezielt verkauft werden statt in der Tonne zu landen.
Die Umsetzung der Vereinbarung, insbesondere die Zielerreichung, solle jährlich veröffentlicht und von Expertinnen und Experten des Thünen-Instituts überprüft werden, erklärte das Ministerium. Der Pakt gelte bis Ende 2031.
Die Vereinbarung unterzeichneten Aldi, Lidl und Kaufland, Edeka und die Discounttochter Netto, Rewe und die Tochter Penny, die Supermarktketten Norma und Tegut, der Lieferdienst HelloFresh, dazu die Großhändler Chefs Culinar und Transgourmet. Weitere Unternehmen können dem Pakt später beitreten, wie das Ministerium weiter erklärte.
Das "Bündnis Lebensmittelrettung" kritisierte, die freiwillige Selbstverpflichtung sei ein "stumpfes Schwert" ohne rechtliche Sanktionsmöglichkeiten. Ein Blick auf andere Länder zeige, dass freiwillige Zielvereinbarungen nicht zu notwendigen Veränderungen führten. Das Bündnis forderte von der Bundesregierung rechtlich verpflichtende Maßnahmen zur Halbierung der Lebensmittelverschwendung bis 2030, die entlang der gesamten Lieferkette greifen.
"Der Handel kann weiterhin seine Vormachtstellung ausnutzen, um die von ihm verursachte Lebensmittelverschwendung durch Handelsstandards auf den Rest der Lieferkette zu verlagern", erklärte Sascha Müller-Kraenner von der Deutschen Umwelthilfe.
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