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Aktivistin übt scharfe Kritik an Gefangenenaustausch zwischen Belgien und Iran

Der Gefangenenaustausch zwischen Belgien und dem Iran hat scharfe Kritik ausgelöst. Die Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagsausgaben), die Freilassung der belgischen Geisel Olivier Vandercasteele gegen den wegen eines geplanten Terroranschlags verurteilten Assadollah Assadi sei das Ergebnis von Geiseldiplomatie. Vandecasteele traf am Freitagabend in Belgien ein, wie das belgische Fernsehen berichtete.

Auch wenn Vandercasteele nun in Freiheit sei: "Es ist ein schmutziger Deal mit dem Mullah-Regime", sagte Tekkal den Funke-Zeitungen. Es sei weder Belgien noch Deutschland gelungen, den Preis für Assadollah Assadi in die Höhe zu treiben und die deutsche Geisel Jamshid Sharmahd zum Teil des Gefangenenaustauschs zu machen, bedauerte die Aktivistin. Das Leben des deutschen Unternehmers Jamshid Sharmahd sei nun in absoluter Gefahr. "Er kann jede Minute hingerichtet werden", warnte sie. 

Für die deutsch-iranischen Beziehungen wäre eine Hinrichtung Sharmahds eine Katastrophe, da davon für Teheran das Signal ausgehen würde: "Wir können mit deutschen Staatsbürgern machen, was wir wollen. Und brauchen im Land keine Rücksicht zu nehmen auf Frauen-  und Menschenrechte." 

Deutschland habe viel zu lange auf Appeasement-Politik gesetzt, kritisierte Tekkal. Dem iranischen Regime sei nicht zu trauen.

Belgiens Regierungschef Alexander De Croo hatte am Freitag mitgeteilt, der im Iran wegen "Spionage" inhaftierte humanitäre Helfer Olivier Vandecasteele sei nach 455 Tagen "endlich frei". Vandecasteele landete am Freitagabend auf dem belgischen Militärflughafen Melsbroek nahe Brüssel, wo er von seinen Eltern, seiner Schwester und anderen Angehörigen in Empfang genommen wurde.

Nach Angaben aus Teheran handelt es sich bei dem freigelassenen Diplomaten um Assadollah Assadi, der wegen eines vereitelten Anschlags auf iranische Exil-Oppositionelle bei Paris zu 20 Jahren Haft verurteilt worden war.

Die Tochter des im Iran zum Tode verurteilten deutsch-iranischen Unternehmers Jamshid Sharmahd, Gazelle Sharmahd, verurteilte den diplomatischen Alleingang Belgiens. "Dieser Deal besiegelt die Hinrichtung meines Vaters. Jetzt hat er keinen Wert mehr für das iranische Regime. Sie können meinen Vater diesen Samstag hinrichten. Sie können ihn jetzt hinrichten", sagte sie den Funke-Zeitungen. 

Von der Bundesregierung forderte Gazelle Sharmahd, endlich mehr Druck aufzubauen, etwa indem die iranischen Revolutionsgarden zur Terrorgruppe erklärt werden. Dass Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) klare Worte finde, erkenne sie an, doch Worte reichten nicht aus.

Angesichts der dramatischen Lage sei sie seit zweieinhalb Jahren im Krisenmodus und fühle sich "ohnmächtig", sagte sie. "Jeden Morgen google ich, ob mein Vater hingerichtet wurde."

ck/