7874:

Aktivisten: Mehr als 110 Tote bei Angriff auf Militärakademie in Syrien

Bei einem Drohnenangriff auf eine Militärakademie im Zentrum Syriens sind nach Angaben von Aktivisten am Donnerstag mehr als 110 Menschen getötet worden. Unter den 112 Todesopfern seien mindestens 14 Zivilisten, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag mit. Demnach erfolgte der Angriff auf die Akademie in der Stadt Homs, als dort gerade Offiziere ernannt wurden. Bei Drohnenangriffen der türkischen Armee auf Ziele im Nordosten Syriens wurden nach kurdischen Angaben derweil mindestens elf Menschen getötet.

Die Beobachtungsstelle sprach außerdem von mindestens 120 Verletzten in Homs. Die in Großbritannien ansässige oppositionsnahe Einrichtung stützt sich auf ein breites Netzwerk von Informanten. Ihre Angaben lassen sich oftmals nicht unabhängig überprüfen. 

Der syrische Gesundheitsminister Hassan al-Ghobasch sprach hingegen in einer "vorläufigen" Bilanz von 80 Toten, "darunter sechs Frauen und sechs Kinder", und etwa 240 Verletzten.

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Angriff. Die syrische Armee machte "terroristische Organisationen" dafür verantwortlich. Die Attacke sei durch "mit Sprengstoff beladene Drohnen" direkt nach dem Ende der Abschlussfeier für die Offiziere verübt worden. Die Armeeführung verurteilte den "feigen" Angriff und kündigte Vergeltungsangriffe an. 

Nach dem Drohnenangriff in Homs bombardierten die Regierungstruppen Ziele in der Region Idlib, der letzten Rebellenhochburg des Landes, wie Einwohner berichteten. Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurden dabei vier Zivilisten getötet. Bereits in der Nacht zu Donnerstag waren fünf Mitglieder einer Familie bei einem Angriff der Armee auf ein von Rebellen kontrolliertes Gebiet in der Provinz Aleppo getötet worden. 

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich nach dem Angriff in Homs "zutiefst besorgt", wie sein Sprecher Stéphane Dujarric sagte. Auch angesichts der "Berichte über Vergeltungsbombardements" im Nordwesten Syriens sei Guterres zutiefst besorgt, sagte er. 

Der UN-Sondergesandte für Syrien, Geir Pedersen, forderte seinerseits eine "sofortige Deeskalation" der Gewalt in Syrien. "Die heutigen schrecklichen Szenen zeigen, dass eine sofortige Deeskalation der Gewalt nötig ist, ein nationaler Waffenstillstand und ein kooperativer Ansatzes im Kampf gegen die terroristischen Gruppen, die auf der Liste des Sicherheitsrats stehen", erklärte Pedersen in Genf. 

Syrien befindet sich seit 2011 in einem Bürgerkrieg, nachdem Präsident Baschar al-Assad friedliche Demonstrationen gegen seine Regierung niederschlagen ließ. Seitdem sind mehr als 500.000 Menschen getötet worden, die Hälfte der Bevölkerung floh.

Im Nordosten des Landes kontrollieren syrische Kurden inzwischen ein großes Gebiet, das regelmäßig von der türkischen Armee unter Beschuss genommen wird. Am Donnerstag wurden dort bei türkischen Drohnenangriffen auf kurdische Stellungen nach Angaben pro-kurdischer Kämpfer und Aktivisten mindestens neun Menschen getötet. 

Das türkische Verteidigungsministerium erklärte am Donnerstagabend, türkische Streitkräfte hätten Luftangriffe im Norden Syriens geflogen und 30 Ziele zerstört, darunter "Unterstände, Depots und Lagerstätten". Früher am Abend hatten türkische Medien über neue türkische Luftschläge gegen kurdische Stellungen in Syrien berichtet und erklärt, dass "Waffen- und Munitionslager" der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und der Miliz YPG zerstört worden seien, welche die Türkei als syrischen Ableger der PKK ansieht.

Bei einem Angriff auf Amuda in der Provinz Hasakeh am Donnerstag seien sechs Sicherheitskräfte getötet worden, erklärte das Pressezentrum der kurdischen Streitkräfte. Zudem seien "zwei Zivilisten", die auf einem Motorrad unterwegs waren, bei einem weiteren Angriff getötet worden.

Ein Sprecher der kurdisch geführten Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) sprach von einem weiteren Opfer. Die türkischen Drohnen hätten seit dem Morgen militärische Stellungen, zivile Infrastruktur und ein Militärfahrzeug ins Visier genommen, hieß es weiter.

Nach einem Anschlag am Sonntag im Zentrum von Ankara hatte die türkische Führung Luftangriffe auf kurdische Stellungen in Syrien und im Irak angekündigt. Nach Angaben Ankaras wurden die beiden Attentäter in Syrien ausgebildet. 

Die PKK hatte sich zu dem Anschlag im Parlamentsviertel bekannt, bei dem nach türkischen Angaben die beiden Attentäter getötet und zwei Polizisten leicht verletzt wurden. Seit Sonntag griff die türkische Luftwaffe nach eigenen Angaben bereits dutzende PKK-Stellungen im Nordirak an.

kbh/kas