Die afghanische Menschenrechtsaktivistin Malalai Joya hat auf dem Linken-Parteitag um Unterstützung für die verfolgten und inhaftierten Frauen und Freiheitskämpfer in ihrem Land geworben. Es gehe darum, "aktiv den Kampf unseres Volkes für Freiheit, Bildung und Leben zu unterstützen", sagte Joya laut Redetext, der AFP vorab vorlag, am Samstag als Gastrednerin in Augsburg. "Internationale Solidarität ist entscheidend in unserem Kampf für Menschenrechte, Frieden und Demokratie", betonte sie.
Seit die radikalislamischen Taliban wieder an der Macht seien, gebe es gezielte Tötungen, Vertreibungen, brutale Unterdrückung von Frauen-Demonstrationen sowie Folter und Verschwinden vieler Aktivistinnen und Aktivisten, sagte Joya. Die Fundamentalisten verwehrten Mädchen und Frauen Bildung, Wissen und Kultur. Die Frauenrechts- und Demokratiebewegung kämpfe für die Gründung von Geheimschulen und Kurse für afghanische Mädchen. Dafür brauche sie internationale Unterstützung, sagte die Frauenrechtlerin und frühere afghanische Parlamentsabgeordnete.
Im Sommer 2021 waren die internationalen Truppen nach fast 20 Jahren aus Afghanistan abgezogen. Die Taliban übernahmen wieder die Herrschaft und riefen ein "Islamisches Emirat" aus; mit drakonischen Gesetzen setzten sie ihre strenge Auslegung des Islam durch und beschnitten insbesondere massiv die Rechte von Frauen.
Die Aufgabe des Landes durch die USA und deren Verbündete vor zwei Jahren sei ein "enormer Verrat am afghanischen Volk" gewesen, sagte Joya. "Armut, Unsicherheit, Arbeitslosigkeit, Opiumhandel und Menschenrechtsverletzungen haben in Afghanistan beispiellose Höhen erreicht." Schätzungen zufolge leben über 90 Prozent der Bevölkerung derzeit unterhalb der Armutsgrenze. Das Land möge "aus dem Radar der Politik und der westlichen Medien verschwunden sein, aber es existiert immer noch", betonte Joya.
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