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AfD-Fraktion wählt Weidel und Chrupalla nach langen Debatten als Vorsitzende

Abgeordneter Helferich gehört der Fraktion nicht an

Die neue AfD-Bundestagsfraktion wird von Alice Weidel und Tino Chrupalla geführt. Weidel wurde am Donnerstagabend erneut in das Amt gewählt; Chrupalla, der auch Parteichef ist, übernahm den Posten neu. Beide kandidierten als Duo für den Fraktionsvorsitz. Sie erhielten 50 Ja- und 25 Nein-Stimmen. Der Abgeordnete Matthias Helferich gehört nach Angaben aus Fraktionskreisen der neuen Bundestagsfraktion nicht an; damit zählt die AfD-Fraktion nur noch 82 Mitglieder.

Um die neue Fraktionsspitze, insbesondere um die Wiederwahl Weidels, hatte es zuvor intern heftige Debatten gegeben. Die AfD-Fraktion hatte am Mittwoch sieben und am Donnerstag mehr als fünf Stunden debattiert, bis schließlich abgestimmt wurde. Die AfD habe "diskussionsfreudige Mitglieder", das habe Zeit gekostet, sagte Weidel im Anschluss.

Chrupalla sagte, Ziel der AfD sei es, die Partei bis 2025 koalitionsfähig zu machen: "Das werden wir in den nächsten vier Jahren jetzt vorantreiben." Chrupalla trat die Nachfolge von Alexander Gauland an, der nicht mehr kandidiert hatte. Der 80-Jährige wurde von der Fraktion zum Ehrenvorsitzenden gewählt.

Weidel und Chrupalla waren auch Spitzenkandidaten der AfD für die Bundestagswahl gewesen. Die promovierte Volkswirtin und der Malermeister aus Sachsen bekennen sich nicht explizit zum Rechtsaußen-Flügel der Partei. Beide grenzen sich aber auch nicht von dem Lager um den Thüringer Björn Höcke ab.

Die AfD hatte bei der Bundestagswahl 10,3 Prozent erzielt. Dies waren 2,3 Prozentpunkte weniger als bei der Wahl vier Jahre zuvor. Statt wie bisher drittstärkste, ist die AfD jetzt nur noch fünftstärkste Kraft im Parlament.

Der neu gewählte Bundestagsabgeordnete Helferich aus Nordrhein-Westfalen gehört der Fraktion nach Angaben aus Fraktionskreisen nicht an. Helferich hatte sich 2017 in einem nicht öffentlichen Facebook-Chat als "das freundliche Gesicht des NS" bezeichnet, wie ein vom WDR veröffentlichter Screenshot zeigt. Der AfD-Politiker aus Dortmund erwähnte in dem Chat demnach auch Kontakte in die Neonazi-Szene der Stadt. Sein bürgerliches Image pflege er nur zum Schein.

Der AfD-Bundesvorstand hatte Anfang August beschlossen, Helferich seines Amtes als stellvertretender NRW-Landesvorsitzender zu entheben und ihn mit einer Ämtersperre zu belegen. Ko-Parteichef Jörg Meuthen war zugleich damit gescheitert, auch ein Parteiausschlussverfahren gegen Helferich anzustrengen.

Der sächsische Abgeordnete Matthias Moosdorf, über den in der Fraktionssitzung am Mittwoch ebenfalls heftig diskutiert wurde, bleibt den Angaben zufolge Fraktionsmitglied. Er hatte ein Direktmandat im Wahlkreis Zwickau geholt.

Moosdorf war in der vergangenen Legislaturperiode als Mitarbeiter für einen AfD-Bundestagsabgeordneten tätig gewesen. Der Musiker organisierte unter anderem eine Kampagne gegen den Globalen Migrationspakt. Anlass für die Debatte in der Fraktion über ihn war dem Vernehmen nach aber vor allem, dass er in der Vergangenheit Gauland kritisiert hatte.

by John MACDOUGALL