Im Streit um den Mega-Staudamm am Nil hat die äthiopische Regierung auch nach den jüngsten Verhandlungen nicht eingelenkt. "Mit dem Fortschritt des Baus geht auch die Befüllung voran", sagte der äthiopische Wasserminister Seleshi Bekele am Mittwoch vor Journalisten in Addis Abeba. "Wir rücken davon nicht ab." Die flussabwärts liegenden Länder Sudan und Ägypten fürchten um den Wasser-Zufluss, wenn die Staumauer es Grand Ethiopian Renaissance Dam erhöht und das Wasser zurückgehalten wird.
Äthiopien will mit dem Staudamm Strom gewinnen. Die Verhandlungen in Kinshasa, die von der aktuellen kongolesischen Präsidentschaft der Afrikanischen Union geleitet wurden, gingen ohne Ergebnis zu Ende.
Der FDP-Obmann im Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Olaf in der Beek, erklärte, die Bundesregierung müsse den Beteiligten "dringend anbieten, als Mediator zu fungieren". Der Streit über das Wasser aus dem Nil drohe, "die gesamte Region weiter zu destabilisieren", fügte in der Beek hinzu. "Gerade Deutschland, das mit Äthiopien eine Reformpartnerschaft pflegt, muss seine engen Beziehungen nach Addis Abeba jetzt nutzen, um für eine gemeinsame Lösung zu werben."
Sudans Wasserminister Jasser Abbas sagte, sein Land sei bereit, in dem Streit härtere Saiten aufzuziehen und die Sache dem UN-Sicherheitsrat vorzulegen. Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi sagte, die "äthiopischen Brüder" sollten "keinen Tropfen des ägyptischen Wassers berühren", sonst seien "alle Optionen offen".
Der Staudamm hat ein Fassungsvermögen von 74 Milliarden Kubikmeter Wasser. Die Befüllung begann im vergangenen Jahr. Im Juli 2020 teilte die äthiopische Regierung mit, das Zwischenziel von 4,9 Milliarden Kubikmeter sei erreicht. So könnten erstmals die beiden Turbinen zu einem Testlauf eingesetzt werden. In diesem Jahr soll der Staudamm mit weiteren 13,5 Milliarden Kubikmeter Wasser befüllt werden.
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