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Ärztin hat Long Covid – erschreckendes Geständnis – So machte Long-Covid ihr Leben zur Hölle

Wissenschaftler und Ärzte kommen den Beschwerden beim Long-Covid immer mehr auf die Spur. Zahlreiche Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind, haben auch nach ihrer Infektion mit den Folgen der Erkrankung zu kämpfen und schlagen sich kraftlos und müde durch das Leben. Zudem verursacht Schwierigkeiten, dass viele Menschen die Problem von Long-Covid-Patienten belächeln und nicht ernst nehmen. EIne Ärztin schildert nun, wie ihre eigene Erkrankung an Long-Covid ihr Leben zur Hölle machte.

Viele Long-Covid-Patienten kämpfen mit Problemen

Eines der großen Probleme von vielen Long-Covid-Patienten ist die Tatsache, dass sie von Menschen aus ihrer Umgebung oder des beruflichen Umfelds nicht ernst genommen werden. Zum Teil werden deren Beschwerden sogar als Einbildung abgetan. Genau dies hat eine Ärztin aus eigener Erfahrung erlebt. Die Medizinerin, die anonym bleiben will, kennt das Problem nämlich nicht nur vom Hörensagen, sondern hat die Folgen einer Erkrankung an Long-Covid am eigenen Leib zu spüren bekommen. Auch viele Monate nach der Infektion leidet die Ärztin noch immer unter den Spätfolgen. Doch vor allem kämpft sie mit dem Unverständnis der eigenen Kollegen am Arbeitsplatz, die für die Frau eine schwere psychische Belastung darstellt: “Ich war soweit, dass ich gesagt habe: Wenn das nicht besser wird, nehme ich mir das Leben. Mein Leben ist ohne Arbeit und ohne Karriere nichts mehr wert”, gibt die Klinikärztin zu Protokoll, die an einem großen Krankenhaus arbeitet. Sie selbst hatte sich an ihrem Arbeitsplatz im Januar 2021 mit Covid-19 angesteckt.

Covid-19-Erkrankung wird für Ärztin zu einem Albtraum

Trotz der zum Teil verheerenden Folgen hatte die Ärztin ihre Erkankung zu Beginn noch mit Fassung getragen: “Am Anfang hab ich mich noch lustig gemacht. Ich dachte, ein kleines ‘Grippchen’, das ist doch nicht so schlimm. Am dritten Tag bekam ich plötzlich starke Luftnot. Ich bin nachts aufgewacht und dachte, ich ersticke. Ins Krankenhaus wollte ich auf keinen Fall, ich habe ja täglich die Corona-Station gesehen. Und dort wollte ich nicht hin“, schildert die Ärztin ihre Erfahrungen mit der Krankheit. Während sie zu Beginn der Erkrankung noch Verständnis von den Kollegen erhalten hatte, änderte sich dies mit der zunehmenden Dauer ihrer Erkrankung. “Zunehmend kamen Kommentare: Das kann doch nicht so lange dauern, das ist doch psychisch bedingt, was du da hast. Such dir doch mal lieber einen Psychologen, das ist doch sicher ein Burn-out”, wurden die Entwicklung ihrer Erkrankung auf der Arbeitsstelle kommentiert. Nachdem sie ihre Infektion überstanden hatte, wollte die Ärztin schnell wieder zurück auf die Arbeit, doch dann begannen die Probleme erst richtig: “Ich habe versucht zu arbeiten, aber es ging nichts mehr. Ich habe die Kollegen nicht mehr wiedererkannt, Kollegen, die auch lange mit mir zusammen gearbeitet haben, vor denen ich gestanden habe und gedacht habe, ich habe keine Ahnung, wer das ist“, gibt die Medizinerin Auskunft über ihren Leidensweg.

Long-Covid bringt den Alltag aus den Fugen

Statt besser wurden die Symptome jeden Tag schlimmer, was für eine Menge Probleme im Leben der Ärztin sorgte. Nicht nur auf der Arbeit sondern auch im Alltag wurde das Leben für die Frau zur Tortur. So sei sie mehrmals gestürzt, hatte Schwierigkeiten beim Lesen und über Wortfindungsstörungen geklagt. Mit der Zeit stellte sich auch noch ein Gefühl der Desorientierung ein. Nicht einmal in ihrer Wohnung fand sich die Ärztin noch zurecht. “Ich habe den Herd angelassen, bin aus der Wohnung gegangen, habe am Tag dreimal Zähne geputzt, weil ich nicht mehr wusste, ob ich das schon gemacht habe. Ich habe dann die Zahnbürste angefasst, ob sie trocken ist, um mir da zu helfen. Dann hab ich zweimal hintereinander geduscht, weil ich vergessen hatte, dass ich schon geduscht habe. Ich konnte selbst ‘zwei plus zwei” nicht mehr rechnen. Ich konnte nicht mehr schreiben, alles war mir plötzlich fremd. Meine Erinnerung war ausgelöscht. Meine ganze Lebensgeschichte, Urlaubserinnerungen, Geburtstage – alles war weg”, schildert die Frau ihren schrecklichen Erlebnisse.

Reha-Maßnahmen geben neue Hoffnung

Eine Reha-Maßnahme gab der Ärztin dann Hoffnung auf Besserung. Zunächst waren jedoch alle Plätze ausgebucht. Schließlich erhielt sie einen Platz in der Median-Klinik in Flechtingen, Sachsen Anhalt, die sich auf die Behandlung von Long Covid Patienten spezialisiert hat. Hier wurden ihre Sorgen endlich ernst genommen: “Es ist tatsächlich kein Einzelfall. Wir hören das immer wieder, gerade von jungen Patienten, dass wenig Verständnis vorhanden ist für die Symptome und sie relativ schnell in den Bereich ‘depressiv’ oder ‘Burn-out’ gerückt werden, was tatsächlich gar nicht der Fall ist. Meistens sind die Long Covid-Patienten hoch motiviert, und wollen auch wieder zurück an den Arbeitsplatz und gerade für diese Patienten ist es dann niederschmetternd, Vorwürfe zu hören, man würde simulieren oder man soll sich nicht so anstellen”, erklärt Dr. Per Otto Schüller, das Problem vieler Long-Covid-Patienten. Diese Wahrnehmung sei leider kein Einzelfall, sondern sorge noch für weitere Problem bei den betroffenen Personen. “Wir haben in dem Zusammenhang Kontakt mit vielen Patienten bundesweit im Rahmen einer Selbsthilfegruppe und auch dort hören wir von den überwiegend jungen Patienten, dass es massive Probleme auch mit den Arbeitgebern gibt, dass die Patienten ihre Arbeit nicht mehr aufnehmen können. Und dass wenig Verständnis von Seiten der Arbeitgeber und auch von Seiten der Kollegen vorhanden ist”, bestätigt Dr. Schüller. Mittlerweile hat sich der Zustand der Ärztin leicht gebessert. Gut ein Dreivierteljahr nach ihrer Erkrankung gehen die Beschwerden langsam zurück.

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