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Ärzte schlagen Alarm! Millionen Menschen könnten in den kommenden Jahren sterben - aus diesem Grund

Der Kampf gegen krankmachende Bakterien begleitet die Menschheit schon lange. Mit der Entdeckung des Penicillins im 20. Jahrhundert stieg die Lebenserwartung erheblich. Dank dieses ersten Antibiotikums leben Menschen heute bis zu 30 Jahre länger als zuvor. Doch jetzt droht ein Rückschlag, da immer mehr Bakterien resistent gegen Antibiotika werden, während es nur eine Handvoll neue Wirkstoffe gibt. Experten schlagen Alarm, droht der Menschheit ein Massensterben? Hier mehr:

Die größte medizinische Herausforderung seit Jahrzehnten

Mathias Pletz, Präsident der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Infektionstherapie, warnte kürzlich: "Wir stehen kurz davor, die Fortschritte der modernen Medizin wieder zu verlieren und in die Zeit vor der Entdeckung des Penicillins zurückzukehren.“ Auch die Mikrobiologin Prof. Yvonne Mast vom Leibniz-Institut DSMZ sieht die Lage kritisch: "Antibiotika waren die größte medizinische Errungenschaft. Dass Resistenzen zunehmen und neue Antibiotika fehlen, ist eine ernsthafte Bedrohung.“ Eine aktuelle Studie kommt zum Schluss, dass im Jahr 2050 weltweit über 39 Millionen Menschen an Infektionen durch resistente Keime sterben könnten. In der EU gibt es bereits jährlich 35.000 Todesfälle aufgrund dieser Erreger. Doch warum entstehen immer mehr Resistenzen?

Zwei Hauptursachen machen den Ärzten zu schaffen

Prof. Frank M. Brunkhorst vom Uniklinikum Jena erklärt: "Zum einen werden im ambulanten Bereich immer noch zu viele Antibiotika verschrieben. Zum anderen bringen internationale Reisen, die nach Corona wieder zugenommen haben, resistente Keime nach Deutschland.“ Besonders in Ländern wie Griechenland, Portugal, der Türkei und Indien seien die Resistenzraten sehr hoch. Ein importierter Keim kann lebensgefährlich sein, wenn er etwa auf eine geschwächte Person übertragen wird. Außerdem werden Antibiotika häufig bei Atemwegsinfektionen verschrieben, obwohl diese meist durch Viren verursacht werden, gegen die Antibiotika nicht helfen. Auch bei Harnwegsinfektionen wie Blasenentzündungen werden oft zu schnell Antibiotika eingesetzt, obwohl diese nicht immer notwendig sind.

Warum gibt es so wenige neue Antibiotika?

Seit 2017 wurden nur zwölf neue Antibiotika zugelassen. Der Entwicklungsprozess ist lang und teuer, wie Prof. Yvonne Mast erklärt: „Nur eine von 5000 Substanzen erreicht den Markt. Die Entwicklung dauert 8 bis 15 Jahre und kostet zwischen 100 Millionen und 2 Milliarden Euro. Da der Gewinn bei Antibiotika geringer ist als bei anderen Medikamenten, zieht sich die Industrie aus der Forschung zurück.“ Prof. Mast fordert mehr Forschungsförderung und schnellere Entscheidungen. "Die Technologie ist da, aber es fehlen die Mittel“, betont sie. Auch Prof. Brunkhorst sieht Handlungsbedarf: "Die Antibiotika-Produktion muss zurück nach Deutschland und Europa verlagert werden. Derzeit sind wir vollständig auf Importe aus Indien und China angewiesen.“

Wie reagiert die Politik?

Das Bundesministerium für Gesundheit kommentiert die Warnungen nicht direkt, verweist aber auf das "Lieferengpassbekämpfungsgesetz“ zur Verbesserung der Medikamentenversorgung. Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU, fordert eine stärkere Unterstützung der Forschungskosten für Pharmaunternehmen. Antibiotika-Entwicklung dürfe für Hersteller kein Verlustgeschäft sein.

Es gibt dennoch Lichtblicke: Forschungsgruppen, wie am DSMZ in Braunschweig, arbeiten an neuen Antibiotika. Erst kürzlich wurden dort mehr als 30 neue Streptomyceten-Stämme entdeckt, die vielversprechende Antibiotika produzieren könnten.