Ist Jan Böhmermann (39) in das Visier von Neo-Nazis geraten? Wie die "Frankfurter Rundschau" berichtet, sollen persönliche Daten des Satirikers von einem Polizeirechner abgerufen worden sein, nur wenige Tage bevor dessen Privatadresse angeblich in einem Drohschreiben des NSU 2.0 verwendet wurde. Den Datenklau habe die hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (58, CDU) am Donnerstag im Innenausschuss des Hessischen Landtags mitgeteilt. Demnach sei es am 25. Juli 2020 in Berlin zu dem Abruf der Adresse gekommen.
Am 1. August 2020 wurde dem Bericht zufolge dann eine E-Mail versandt, in der diese Adresse auftaucht. Dieses Schreiben liege der "Frankfurter Rundschau" vor und sei nicht an Böhmermann, sondern an andere Adressaten gegangen. Ob Böhmermann selbst Drohschreiben erhielt, darüber machte die hessische Ministerin keine Angaben: "Es hat keiner vorgetragen, dass es einen Drohbrief gegeben hat".
Zuvor war bereits bekannt, dass persönliche Daten der hessischen Linken-Fraktionschefin Janine Wissler (39), der Kabarettistin Idil Baydar (45), der Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz (44) und der Journalistin Hengameh Yaghoobifarah (29) illegal von Polizeirechnern in Frankfurt, Hamburg, Berlin und Wiesbaden abgefragt wurden.
Alle vier Frauen hatten anschließend Drohschreiben eines rechtsextremistischen Netzwerkes erhalten, dass die Briefe mit NSU 2.0 unterschrieb. Seit 2018 kommt es immer wieder zu solchen Drohungen. Die Täter nehmen mit dem Kürzel NSU 2.0 Bezug auf das neonazistische Terrornetzwerk Nationalsozialistischer Untergrund, das in den Jahren 2000 bis 2007 mindestens zehn Menschen ermordete.