Angehörige und Weggefährten haben am Montag Abschied von dem verstorbenen früheren SPD-Chef Hans-Jochen Vogel genommen. Bei der Trauerfeier in München würdigte der heutige SPD-Vorsitzende Norbert Walter Borjans den langjährigen SPD-Politiker als "großen sozialen Demokraten". Er habe sein Leben in den Dienst der Menschen gestellt, für sie habe er gekämpft und gestritten. "Sein Vorbild ist für uns Verpflichtung."
Der langjähriger Münchner Oberbürgermeister, der auch Bundesminister und Bundestagsfraktionschef war, habe zuletzt als Ideengeber, Beurteiler und Mahner gewirkt - etwa mit seinen fundierten Vorschläge für eine Bodenreform. Walter-Borjans sagte in seiner Ansprache: "Er hat vorgelebt, was es wert ist, eine Haltung zu haben." Der SPD-Chef verwies darauf, dass Vogels Leben auch von "bitteren Niederlagen und dem "aufopfernden Einsatz" gekennzeichnet war.
Sein Wirken sei stets von Disziplin und Überzeugung getragen gewesen - etwa bei der aussichtslosen Kanzlerkandidatur gegen Helmut Kohl (CDU) im Jahr 1983. Sein Grundsatz sei stets gewesen: "Weiterarbeiten und nicht verzweifeln."
Münchens Oberbürgermeister Udo Reiter sagte, der Leitsatz "Mehr Gerechtigkeit" könnte über dem ganzen Leben des langjährigen Stadtoberhaupts stehen. Vogel habe sich stets für jene eingesetzt, die über kein großes Einkommen verfügen und "keine Lobby hinter sich haben". Als Oberbürgermeister und durch seine anschließenden Ämter im Bund habe er "doppelt Geschichte geschrieben".
Vogels Witwe Liselotte berichtete in einer bewegenden Rede davon, wie ihr verstorbener Mann noch wenige Tage von seinem Tod wegen einer unheilbaren Erkrankung seinen Rückzug von allen Ehrenämtern erklärte. "Sorgen Sie dafür, dass Deutschland bleibt, wofür wir gekämpft haben", schrieb Vogel nach den Worten seiner Witwe in seiner Erklärung.
An dem Gedenken im Kulturzentrum Gasteig nahm auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teil. Vogel war am Sonntag vor einer Woche im Alter von 94 Jahren in München gestorben. Er hatte dort seit Jahren in einer Seniorenresidenz gelebt und war zusammen mit seiner Frau für ein selbstbestimmtes Leben im Alter eingetreten.
In der Bonner Republik hatte der gebürtige Göttinger maßgeblich die SPD geprägt, unter anderem als Bundesjustizminister, Kanzlerkandidat sowie Fraktions- und Parteichef. Kurzzeitig war Vogel in Berlin Regierender Bürgermeister.
by Christof STACHE