500.000 Deutsche von tödlicher Krankheit bedroht, ohne es zu wissen! Etwa fünf Prozent aller Männer über 65 und zwei Prozent aller Frauen sind davon betroffen. Das müssen Sie jetzt wissen und so können Sie vorbeugen!
Das gefährliche an einem Bauchaortenaneurysma ist, dass es in 90 Prozent der Fälle keine Symptome verursacht. Die meisten Betroffenen wissen daher nicht, dass sie erkrankt sind. In England wird diese Krankheit daher als "the silent killer“ bezeichnet, erklärt Herribert Lösel-Sadée, Chefarzt für Gefäßchirurgie am Sana Krankenhaus Gerresheim. Lösel-Sadée schätzt, dass von den 500.000 Betroffenen in Deutschland etwa 100.000 ein behandlungsbedürftiges Bauchaortenaneurysma haben. Bei diesen Patienten ist die Hauptschlagader im Bauch auf einen Durchmesser von mehr als fünf Zentimetern angewachsen und könnte jederzeit platzen. Eine sofortige Operation ist notwendig. Leider werden nur 15 Prozent der Betroffenen rechtzeitig behandelt.
Eine vergrößerte Bauchaorta kann durch eine Ultraschalluntersuchung erkannt werden. Seit 2018 haben gesetzlich krankenversicherte Männer ab 65 Jahren Anspruch auf ein Ultraschallscreening zur Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen, wobei die Krankenkasse die Kosten übernimmt. Diese Regelung soll verhindern, dass die Krankheit wie früher nur zufällig entdeckt wird, zum Beispiel bei der Behandlung von Gallensteinen. Obwohl die Krankheit bei Männern häufiger vorkommt, empfiehlt Lösel-Sadée allen Menschen über 65, regelmäßig einen Ultraschall des Bauchraums durchführen zu lassen.
Ärzte sollten besonders bei Patienten mit Übergewicht, Diabetes, regelmäßigen Rauchgewohnheiten und kürzlich aufgetretenen Rückenschmerzen, die in den Bauchraum ausstrahlen, wachsam sein. Diese Symptome entsprechen dem Risikoprofil eines Bauchaortenaneurysmas und beschreiben den Schmerz, der entsteht, wenn die vergrößerte Aorta auf das Bauchfell drückt. All diese Faktoren schädigen die Gefäße. Ablagerungen verengen die Gefäße, die Wände weiten sich, werden dünner und instabiler. Bei einem Bruch kommt es zu lebensbedrohlichen inneren Blutungen. Lösel-Sadée vermutet, dass die Erkrankung auch genetisch bedingt sein könnte. Dass mehr Männer als Frauen betroffen sind, erklärt er mit dem tendenziell ungesünderen Lebensstil von Männern.
Wenn ein Arzt bei einem Ultraschall eine vergrößerte Bauchaorta feststellt, kann eine Computertomographie zur genaueren Untersuchung der Aorta durchgeführt werden. Bei der Operation wird der Bauchraum geöffnet und die Bauchschlagader durch eine Kunststoffprothese ersetzt. Dabei werden die Gefäße ober- und unterhalb der betroffenen Stelle abgeklemmt, das Aneurysma geöffnet und die Prothese eingenäht. Heutzutage kann die Behandlung auch minimal-invasiv erfolgen. Mithilfe des sogenannten endovaskulären Stentgrafts bleibt nach dem Eingriff nur eine kleine Wunde zurück, erklärt Lösel-Sadée. Dieser besteht aus einem stabilisierenden Drahtgeflecht und einem Blutgefäß aus Kunststoff. Patienten erholen sich in der Regel innerhalb von zwei bis sieben Tagen nach der Operation. Lösel-Sadée dokumentierte die Ergebnisse von 144 Patienten nach einer Stentgraft-Operation in einer Studie, die 2015 im „The Italian Journal of Vascular and Endovascular Surgery“ veröffentlicht wurde. Während einer Nachbeobachtungszeit von fünf Jahren trat keine Ruptur des Aorten-Aneurysmas auf und keine zweite Operation war notwendig.