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50-Jähriger gesteht Verfassen von Drohbriefen an Moscheen mit Kürzel "NSU 2.0"

Polizei und Staatsanwaltschaft Osnabrück haben einen Mann gefasst, der jahrelang Drohbriefe an Moscheen sowie an öffentliche oder christliche Einrichtungen geschickt haben soll. Der 50-Jährige habe die Taten gestanden, teilten die Ermittler am Dienstag mit. Die insgesamt 41 Briefe hatten demnach größtenteils einen rechtsextremen oder islamfeindlichen Inhalt. Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) zufolge waren sie mit dem Kürzel "NSU 2.0" unterzeichnet - eine politische Motivation schließen die Ermittler aber bislang aus.

Die Briefe waren nämlich auch mit dem Namen einer Familie aus Osnabrück unterzeichnet. Die Polizei fand aber schnell heraus, dass ihr Name missbräuchlich genutzt wurde und die Familie selbst die Briefe nicht geschrieben hatte. Wie die Ermittler nun mitteilten, hatte der mutmaßliche Täter im Jahr 2016 einen geschäftlichen Streit mit einem der Familienangehörigen. Er habe damals einen finanziellen Schaden erlitten. Bei dem Briefeschreiben handle es sich "somit um eine Beziehungstat in ganz besonderer Weise."

Im Jahr 2017 und seit 2020 seien Droh- und Beleidigungsschreiben versandt worden, betroffen seien Einrichtungen in den Bundesländern Hessen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen gewesen. Nach Auswertung der Spurenlage und Zeugenvernehmungen sei ein Mensch immer wieder in den Fokus geraten, hieß es weiter. Der ermittelnde Staatsschutz und die Staatsanwaltschaft hätten dann mit Unterstützung der Post verstärkt die Postverteilwege in die Ermittlungen einbezogen.

Am Donnerstag sei schließlich die Wohnung des Verdächtigen im nordrhein-westfälischen Hagen durchsucht worden. Dort sei "umfangreiches, sehr belastendes Beweismaterial" beschlagnahmt worden. Daraufhin habe der 50-Jährige alle Taten gestanden. Nach aktuellem Ermittlungsstand habe er allein gehandelt. Gegen ihn wird wegen übler Nachrede und Verleumdung sowie der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und eines Verstoßes gegen das Kunsturhebergesetz ermittelt.

Landesinnenministerin Behrens erklärte: "Die unsäglichen Drohschreiben, die mit dem rechtsextremistischen Kürzel 'NSU 2.0' unterschrieben waren, haben bei den betroffenen Personen, Einrichtungen und Glaubensgemeinschaften in den vergangenen Monaten eine Menge Verunsicherung und Angst geschürt." Zudem hätten die vermeintlichen Verfasser "ganz gezielt diskreditiert" werden sollen.

Der Osnabrücker Polizeipräsident Michael Maßmann teilte mit, die Briefe hätten "großes Leid verursacht". Als Polizei "in einer wehrhaften Demokratie schreiten wir bei einem solchen Verhalten konsequent ein".

smb/cfm