Die russischen Streitkräfte haben in jüngster Zeit in der Ukraine beachtliche Geländegewinne erzielt und mehrere Ortschaften eingenommen, was bei Beobachtern die Befürchtung einer bevorstehenden Großoffensive schürt. Kremlchef Wladimir Putin steht im Verdacht, einen weitreichenden Angriff mit einem Aufgebot von bis zu 40.000 russischen Soldaten zu planen. Die Spannungen in der Region nehmen zu und die Situation an den östlichen Fronten der Ukraine gestaltet sich zunehmend kritisch. So ist die Lage:
In der Winteroffensive konnten die russischen Truppen bisher 23 ukrainische Ortschaften unter ihre Kontrolle bringen. Nach schweren Auseinandersetzungen westlich der zurückgelassenen Städte Awdijiwka und Marijinka wurden ukrainische Verteidigungslinien weiter zurückgedrängt. Laut einem Bericht der "Financial Times", der sich auf Aussagen von zwei hochrangigen Mitarbeitern des ukrainischen Geheimdienstes stützt, könnte eine neue, groß angelegte Offensive Russlands für "Ende Mai oder Juni" geplant sein. Die aktuellen Angriffe und Raketenbeschüsse auf Schlüsselpositionen der Front und wichtige Städte wie Charkiw seien demnach lediglich Vorläufer einer solchen Operation.
Ein ukrainischer Armee-Lieferant äußerte gegenüber der "uns" die Sorge um einen bevorstehenden grenzübergreifenden Angriff auf Charkiw mit einer Streitmacht von 20.000 bis 40.000 Mann. Diese Bedrohung würde die ukrainische Armee vor eine schwierige Entscheidung stellen: die Verteidigung des Nordens oder des Ostens – beides gleichzeitig sei nicht möglich. Auch ein ukrainischer Soldat bestätigt diese Befürchtungen und weist insbesondere auf die strategische Bedeutung von Charkiw und Donezk hin.
Trotz dieser düsteren Prognosen geht das "Institute for the Study of War", eine amerikanische Denkfabrik, davon aus, dass die ukrainischen Streitkräfte gut ausgerüstet sind und in der Lage sein werden, signifikante russische Vorstöße während der erwarteten Offensivaktionen im Sommer zu blockieren. Zur Sicherung der Frontlinie setzt die Ukraine auf eine umfangreiche "Drachenzahn"-Panzersperre, die das Eindringen russischer Panzer direkt an der Grenze verhindern soll.