Reportage, Festakt, Talk
Der Countdown zum 30. Mauerfall-Jubiläum am 9. November 2019 läuft. Die TV-Sender werden das Ereignis in den kommenden Tagen gebührend würdigen. Mit Dokus, Talkrunden und Live-Sendungen blicken sie zurück in die Geschichte oder nehmen eine Bestandsaufnahme vor: Wo stehen Ost und West heute? Das sind die TV-Highlights von Donnerstag, 7. November bis Sonntag, 10. November.
Wie wurde das Jahr 1989 wahrgenommen, wie wurde darüber berichtet? Die mediale Wirklichkeit vor 30 Jahren spiegelt das 3Sat-Kulturmagazin “Kulturzeit” in einer fünfteiligen Reihe wider – emotional verdichtet und zu einem atmosphärischen Gesamtbild montiert. Um Schlagworte wie “Beginn”, “Eskalation” und “Vision” gruppieren sich Reportagen mit den Menschen des Jahres wie Protestierende, Regierende, Flüchtende, aber auch Nachrichtenclips und politische Kommentare. Ein besonderer Gewinn: 3Sat standen auch die Archive der Partnersender zur Verfügung. Wie Österreicher und Schweizer auf die deutsch-deutschen Geschehnisse blicken, ist eine selten gezeigte Perspektive.
Kamerateams aus der ganzen Welt haben die Ereignisse in Berlin im November 1989 festgehalten. Alles ist bestens dokumentiert. Was aber geschah in der DDR-Provinz? Wenige Tage nach dem Mauerfall ist Joachim Görgen als junger Reporter des SWF-Landessenders Rheinland-Pfalz nach Erfurt, in die Partnerstadt von Mainz, gefahren. 30 Jahre später macht sich der Journalist auf die Suche nach seinen Interviewpartnern von damals. Viele sind gestorben oder krank und gebrechlich. Doch drei von ihnen trifft er im Sommer 2019 tatsächlich wieder.
Die Deutschen bewerten die Beziehungen zu den USA in Umfragen mehrheitlich als schlecht. Klima, China, Militärausgaben – die Liste der Streitpunkte zwischen Deutschland und den USA ist lang. Jetzt bröselt auch noch die gemeinsame Geschichte über die deutsche Wiedervereinigung: Die USA kritisieren einen Gastbeitrag zum Mauerfall-Jubiläum von Außenminister Heiko Maas, in dem er Osteuropa und Gorbatschow erwähnt, die USA aber nicht. Am Freitag kommt US-Außenminister Pompeo, der als junger Mann in Berlin stationiert war, zur Mauerfall-Feier nach Berlin. Zu dem Thema “Ehemals beste Freunde. Wie tief ist der Riss zwischen Deutschland und den USA?” diskutiert Alexander Kähler unter anderem mit Peter Beyer (CDU), Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, und Soraya Sarhaddi Nelson, Korrespondentin National Public Radio.
Der Präsident des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland, und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, laden am 8. November 2019 unter dem Titel “30 Jahre friedliche Revolution – Mauerfall” zu einem Festakt ins Abgeordnetenhaus ein. Hauptrednerin ist die ehemalige Präsidentin der letzten Volkskammer der DDR und Ministerin a.D., Sabine Bergmann-Pohl. Der Künstler Sebastian Krumbiegel wird einige Lieder aus seinem Repertoire präsentieren. Den internationalen Blick auf die Entwicklungen nach dem Mauerfall richten die Bürgermeister von Warschau, Prag, London und Istanbul.
Zahlreiche Promis wie Christine Neubauer, David Hasselhoff, Gregor Gysi, Henry Maske, Wolfgang Lippert oder Detlef D. Soost kommentieren bunte Mauerfall-Geschichten und teilen ihre ganz persönlichen Erinnerungen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news hat der ehemalige DDR-Star Wolfgang Lippert im Vorfeld der Ausstrahlung bereits in Erinnerungen geschwelgt: “Die überglücklichen Menschen, die fassungslosen Grenzer und die qualmenden Trabanten und Wartburgs” habe er noch heute vor Augen. Er selbst sei am Tag des Mauerfalls in Bremen gewesen. “Wir haben die einzigartigen Momente im TV angeschaut, haben gefeiert, geweint und versucht, zu Hause anzurufen.” Ost und West seien mittlerweile zwar eine Einheit, doch ein paar Dinge seien noch unbefriedigend: “Es gibt nur ein bis drei Prozent Entscheider mit Ost-Hintergrund in Führungspositionen, und das bei einem Bevölkerungsanteil von 17 Prozent.”
Die Dokumentation spürt den Hymnen und Hoffnungen von damals nach und fragt, was daraus wurde. Sie erzählt Geschichten von verlorenen Träumen, aber auch von neuen Visionen und davon, was Musik erreicht, wo Worte ins Leere laufen. Sie spürt der Sehnsucht nach Freiheit in großen Songs und intensiven Gesprächen nach. Anna Loos erzählt ihre deutsch-deutsche Geschichte und führt durch “ihr Berlin”. Mit dabei sind auch Musiklegenden wie Silly, Uschi Brüning, Wolfgang Niedecken und Klaus Meine, der junge Shootingstar Felix Jaehn sowie Lenny Kravitz.
Mittelpunkt des Geschehens am 9. November ist das Berliner Wahrzeichen – das Brandenburger Tor, wo Hunderttausende Menschen erwartet werden. Von der großen Feier meldet sich Moderator Sascha Hingst mit Live-Eindrücken und einer vielschichtigen Bilanz der vergangenen drei Jahrzehnte. Was ist aus den Hoffnungen und Wünschen der Menschen geworden? Was eint und was trennt uns?
Berlin feiert am Brandenburger Tor eine große Party zum 30. Jubiläum des Mauerfalls. In einer Bühnenshow wird dabei an die Ereignisse von 1989/90 erinnert. Nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler wie Trettmann, Dirk Michaelis oder Zugezogen Maskulin werden vor Berlins wichtigstem Wahrzeichen auftreten. Das ZDF überträgt die Feierlichkeiten live. Die Sendung moderiert Antje Pieper.
30 Jahre Mauerfall: Arte Journal zieht zusammen mit Gästen ein Resümee der Gegenwart und nimmt die Auswirkungen aus europäischer Perspektive in den Blick. Es widmet sich dabei unter anderem der Pressefreiheit und alternativen Medien in Ungarn und dem Europäischen Solidarnosc-Zentrum in Danzig. Es moderiert Andrea Fies, zu Gast sind: Prof. Dr. Steffen Mau (Autor), Lise Jolly (ehemalige Berlin-Korrespondentin von Radio France), Basil Kerski (Solidarnosc-Zentrum Danzig) und Ferenc Köszeg (ungarischer Bürgerrechtler).
Nach der Freude über den Mauerfall, die Reisefreiheit, das lang ersehnte Westgeld und die Wiedervereinigung folgt die Ernüchterung bei den ehemaligen DDR-Bürgern. Denn die Umstellung von Sozialismus zu Kapitalismus fordert viele Opfer. Viele Ostdeutsche fühlen sich um die Anerkennung ihrer Lebensleistung betrogen. Die Dokumentation verrät, warum es Gewinner und Verlierer der Wende gibt und wie die Menschen heute über diese Geschehnisse denken.
Ein teures Smartphone, coole Kopfhörer und überall WLAN: Dinge, ohne die viele Menschen den Alltag nicht mehr bewältigen könnten. Doch was passiert, wenn die “Galileo”-Zeitmaschine einen in die Zeit der DDR zurückbeamt? “Galileo” schickt einen jungen Mann zurück in die Ära der Karottenjeans und Fleischerhemden. Dort muss er sich durch alltägliche Situationen kämpfen, während die Zuschauer per App oder Fernbedienung mitraten können. Wer hat das Zeug, in der DDR der 80er Jahre zu überleben?
(jom/spot)