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27 Menschen sterben bei Großbränden an US-Westküste - Behörden vermuten mehr Opfer

Biden macht Klimawandel für Inferno verantwortlich - Trump reist nach Kalifornien

Bei den verheerendsten Waldbränden an der US-Westküste seit Menschengedenken sind mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen. Die Behörden warnten am Samstag jedoch vor einer weit höheren Opferzahl, da viele Ortschaften in den Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington weiterhin durch gigantische Feuerwände von der Außenwelt abgeschnitten sind. Die Brände, die die gesamte Küste in dichten Smog hüllen, haben bereits etwa eine Fläche von der Größe Sardiniens zerstört. US-Präsident Donald Trump will am Montag nach Kalifornien reisen.

Die drei Bundesstaaten kämpfen seit dem vergangenen Wochenende mit den sich schnell ausbreitenden Waldbränden, die von einer beispiellosen Hitzewelle und trockenen Winden verstärkt werden. Busch- und Waldbrände haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen, wofür Experten die Erderwärmung mitverantwortlich machen.

"Die Wissenschaft ist klar, und tödliche Anzeichen wie diese sind unübersehbar - der Klimawandel stellt eine unmittelbare, existenzielle Bedrohung für unsere Lebensweise dar", sagte der demokratische Herausforderer von Trump bei der Präsidentenwahl, Joe Biden. Trump könne versuchen, "diese Realität zu leugnen, aber die Fakten sind unbestreitbar".

Trump hat für Montag einen Besuch in Kalifornien angekündigt, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. Der Präsident ist bekannt dafür, dem Klimawandel keine Bedeutung beizumessen. Stattdessen versucht er immer wieder, die Schuld auf die Misswirtschaft der örtlichen Behörden zu schieben.

Mehr als 20.000 Feuerwehrleute kämpfen seit Tagen in der Küstenregion gegen die Brände. Hoffnung gibt ihnen eine eine heranziehende Wetterfront mit kühleren Temperaturen. In Portland in Oregon überzog am Samstag dicker, erstickender Rauch die Innenstadt. "Es ist, als hätte ich hundert Zigaretten geraucht. Ich habe das noch nie gesehen", sagte der 37-jährige Jessie.

Allein in Oregon starben in den vergangenen 24 Stunden vier weitere Menschen. Unter ihnen war ein 13-jähriger Junge, der in einem Auto mit seinem Hund auf dem Schoß gefunden wurde. Der Asphalt war so heiß, dass die Reifen geschmolzen waren, als er versuchte zu fliehen. Der Katastrophenschutz-Beamte Andrew Phelps erklärte, dass sich Oregon auf eine massive Zahl an Todesopfern vorbereite, "basierend auf dem, was wir wissen, und der Anzahl der zerstörten Strukturen".

Die Evakuierungsmaßnahmen der Behörden wurden durch falsche Behauptungen in Online-Netzwerken erschwert. Dort posteten Menschen, dass "Extremisten" in Oregon absichtlich Brände legten, was die Bundespolizei FBI mittlerweile widerlegt hat.

In der Stadt Estacada patrouillierten Anwohner mit Gewehren durch die Straßen - aus Angst vor Plünderungen. Andere verschanzten sich in den Häusern, während dicker, beißender Rauch in der Luft hing und frische Asche die Straßen bedeckte.

In Kalifornien sagte der Sheriff der besonders betroffenen Region Butte, Kory Honea, dass zusätzliche Beamte hinzugezogen worden seien, um nach menschlichen Überresten zu suchen. Im Moment seien die Gebiete, die durchsucht werden müssen, allerdings zu heiß. In Butte wurden seit Beginn der Woche zehn Todesopfer entdeckt. Bislang verbrannten in Kalifornien in diesem Jahr mehr als 3,2 Millionen Hektar - ein Rekord, wobei die Brandsaison noch bis November geht.

by Robyn Beck