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16 Hafen-Mitarbeiter wegen Explosionen in Beirut festgenommen

Macron kündigt Hilfskonferenz an - Deutsche Einsatzkräfte nehmen Arbeit auf

Zwei Tage nach der Explosionskatastrophe in Beirut haben die libanesischen Behörden erste Festnahmen vermeldet. 16 Hafen-Mitarbeiter seien in Gewahrsam genommen worden, teilte die Militärstaatsanwaltschaft am Donnerstagabend mit. Als Reaktion auf die Zerstörung kündigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei einem Besuch in Beirut eine internationale Hilfskonferenz für den Libanon "in den kommenden Tagen" an. Unterdessen nahmen Einsatzkräfte aus Deutschland ihre Arbeit in dem Katastrophengebiet auf.

Wie Militärstaatsanwalt Fadi Akiki bekannt gab, handelte es sich bei den Festgenommenen vor allem um Mitarbeiter der Hafenverwaltung und der Zollbehörde. In Gewahrsam genommen wurden demnach auch Verantwortliche für Wartungsarbeiten und Arbeiter, die an Bauarbeiten am explodierten Hangar Nr. 12 beteiligt waren.

Die libanesische Regierung hatte zuvor eine rasche Klärung der Hintergründe der Katastrophe angekündigt. Eine eingesetzte Untersuchungskommission habe "maximal vier Tage Zeit, einen detaillierten Bericht über die Verantwortlichkeiten vorzulegen".

Macron, der sich am Donnerstag als erster ausländischer Staatschef ein Bild von den Zerstörungen in Beirut machte, will mithilfe einer internationalen Hilfskonferenz finanzielle Mittel für Medikamenten- und Lebensmittel-Lieferungen bereitstellen. Von der libanesischen Regierung forderte er einen "tiefgreifenden Wandel". Es sei Zeit für eine "neue politische Ordnung", sagte der französische Präsident.

Bei seiner rund 45-minütigen Visite im schwer getroffenen christlichen Stadtviertel Gemmayseh forderte eine aufgebrachte Menschenmenge die Unterstützung des französischen Staatschefs zum Sturz der libanesischen Regierung. "Helfen Sie uns!" und "Revolution!", skandierten die Menschen. Viele riefen auch: "Das Volk will den Sturz des Regimes!" In Online-Netzwerken forderten viele Menschen den Rücktritt des gesamten Kabinetts.

Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) forderte den Libanon angesichts der Katastrophe dazu auf, "entscheidende Reformen" anzugehen. Verhandlungen zwischen dem IWF und dem Libanon über Hilfen wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise des Landes seit Mai waren bisher nicht vorangekommen.

Am Donnerstag begann auch ein Team von 50 Mitarbeitern des Technischen Hilfswerks (THW) aus Deutschland seine Mission in der libanesischen Hauptstadt. Die THW-Experten würden nun erste Einsatzstellen sondieren und die deutsche Botschaft unterstützen, teilte die Zentrale der Organisation in Bonn mit.

Die Bundeswehr gab bekannt, dass eine Korvette sowie eines ihrer Flugzeuge mit einem Erkundungsteam am Nachmittag Beirut erreicht hätten. Auch die US-Armee schickte am Donnerstag drei Flugzeugladungen mit Wasser, Nahrungsmitteln und medizinischem Material in den Libanon.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sicherte die Unterstützung Deutschlands zu. Die Bundesregierung stellte unter anderem eine Million Euro für Soforthilfe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Beirut zur Verfügung.

Die EU gab 33 Millionen Euro frei, um den Libanon sofort zu unterstützen. Brüssel hatte bereits am Mittwoch mehr als hundert speziell ausgebildete Einsatzkräfte und medizinisches Gerät in das Land entsandt.

Zwei gewaltige Explosionen hatten am Dienstagabend die Stadt erschüttert. Nach jüngsten Angaben der Behörden wurden dabei mindestens 137 Menschen getötet und mehr als 5000 weitere verletzt. Unter den Todesopfern ist auch eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft.

Dutzende Menschen werden noch vermisst. Bis zu 300.000 Menschen wurden obdachlos, halb Beirut ist zerstört oder beschädigt. Bereits vor der Katastrophe lebte fast die Hälfte der Bevölkerung des Libanons in Armut.

Explodiert waren nach Behördenangaben 2750 Tonnen Ammoniumnitrat, das jahrelang ohne die nötigen Sicherheitsvorkehrungen in einer Lagerhalle untergebracht war. Ammoniumnitrat kann für Düngemittel oder zur Herstellung von Sprengstoff verwendet werden.

Zyperns Polizei erklärte am Donnerstag, sie habe einen Russen im Zusammenhang mit der Schiffslieferung der gefährlichen Chemikalie nach Beirut verhört. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen hatte der Frachter "Rhosus" 2013 auf dem Weg nach Mosambik in Beirut Halt gemacht. Von dort habe er aber nicht mehr abgelegt. Die Behörden in Mozambik wiesen am Donnerstag jegliche Kenntnis über das Schiff und dessen Lieferung zurück.

by Von Rouba el Husseini und Tony Gamal-Gabriel