Zuletzt war das Impftempo auch durch den Beginn der Sommerferien ins Stocken geraten. Einige Experten empfehlen deshalb einen finanziellen Impf-Bonus einzuführen. Dieser soll die Geschwindigkeit der Impfungen erhöhen und gleichzeitig dazu beitragen, dass die Herdenimmunität in Deutschland erreicht werden kann. Wie realistisch ist ein solcher Vorschlag?
Weil das Impftempo sich immer weiter verlangsamt und sich in dieser Zeit die Delta-Variante des Coronavirus immer weiter ausbreitet, könnten Herbst und Winter in Deutschland noch einmal unerfreulich werden. Eigentlich kurios, denn mittlerweile ist die Knappheit an Impfstoff überwunden und es sind genug Dosen aller zugelassenen Impfstoffe vorhanden. Beim augenblicklichen Tempo ist die Herdenimmunität jedoch noch in weiter Ferne. Aus diesem Grund benötigt die Impfkampagne nun einen gewaltigen Schub. 61 Prozent der Bundesbürger haben eine 1. Impfung erhalten und knapp die Hälfte der Bevölkerung ist vollständig geimpft. Um eine weitere Corona-Welle im Herbst zu verhindern müssten sich jedoch zwischen 85 und 90 Prozent der Menschen in Deutschland ab einem Alter von zwölf Jahren impfen lassen. Dies würde mindestens 75 Prozent der Gesamtbevölkerung entsprechen. Zahlen von denen man noch weit entfernt ist. Deshalb schlagen Ökonomen nun einen finanziellen Anreiz vor, um das Impftempo zu erhöhen. Könnte dies funktionieren?
Das RKI rechnet damit, dass eigentlich mindestens 88 Prozent der Bevölkerung bereit wären sich impfen zu lassen. Darunter befinden sich allerdings zahlreiche Zweifler. Aus diesem Grund wäre es nach Ansicht führender Ökonomen sinnvoll, den Zugang zur Impfung möglichst leichtzumachen und gleichzeitig auch eine Prämie auszuloben. Nach Auffassung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) könnte bereits mit der Zahlung von 100 Euro die Bereitschaft zur Impfung deutlich gesteigert werden. Und diese Investition würde sich auszahlen. Und zwar auch dann, wenn alle bereits geimpften Bürger ebenfalls Geld bekommen würden. Diese Prämie würde den Bund rund 6 Milliarden Euro kosten. Allerdings wären sowohl die gesellschaftlichen als auch die ökonomischen Kosten einer weiteren Corona-Welle deutlich höher. Mit der Zahlung könnte dann zudem auch weitere Infektionen, Krankenhausaufenthalte, Long-Covid-Folgen und Todesfälle verringert werden. Zudem könnten so auch weitere Einschränkungen im Herbst für die Firmen verhindert werden, die ebenfalls unter den Folgen der Pandemie leiden.
Wie das renommierte Ifo-Institut berechnet hat, soll die Impfung eines jeden Bundesbürgers einen gesellschaftliche Wert von etwa 1.500 Euro haben. Denn von einer Impfung würde jeder profitieren. Dies bezieht sich auf die eizelnen Personen, die Gesellschaft und auch diejenigen, die sich nicht impfen lassen oder sich aus medizinischer Sicht nicht impfen können. 100 Euro für jede geimpfte Person wäre in jedem Fall gut investiertes Geld. Deshalb sind die Ökonomen auch sicher, dass ein Impf-Bonus entscheidend dazu beitragen könnte, die Corona-Gefahr in Deutschland drastisch zu senken. Würden die Menschen dieses Geld dann auch noch ausgeben, könnte dies der Konjunktur einen zusätzlichen Schub geben. Man darf also gespannt sein, ob die Politiker über eine solche Maßnahmen nachdenken werden.
