Am zweiten Weihnachtsfeiertag setzt die ARD auf ihre dienstälteste Kommissarin. Im "Tatort: Unter Wölfen" (26.12., 20:15 Uhr, das Erste) bekommen es die Ludwigshafener Ermittlerinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, 59) und Johanna Stern (Lisa Bitter, 36, "Der Beischläfer") mit Türstehern zu tun. Durch einen Mord in der Clubszene tauchen die beiden in eine Welt ein, die Odenthal fast zum Verhängnis wird.
Timur Kerala eröffnete in Ludwigshafen einen neuen, angesagten Club und hält sich für den neuen Chef im Security-Geschäft. Doch eines nachts wird er aus seinem Auto gezerrt und ermordet. Lena Odenthal und Johanna Stern vermuten zunächst, dass ein Konkurrent hinter dem Mord steckt. Schnell gerät Gerhard Arentzen (Thure Riefenstein, 55) ins Visier der beiden Kommissarinnen. Doch dieser lässt sich von den Ereignissen nicht beeindrucken und hält sich für unantastbar.
Arentzen hat beste Verbindungen zur Politik, da staatliche Stellen immer mehr Sicherheitsaufgaben an private Security-Firmen vergeben. Als schließlich Keralas Exfrau Daphne (Annika Blendl, 39) und die gemeinsame Tochter Tanja (Lucy Loona) ins Visier geraten und bedroht werden, zieht Odenthal alle Register. Sie ist fest entschlossen, Arentzen zur Rechenschaft zu ziehen und gerät damit selbst in die Schusslinie.
Ja und Nein. Es gab definitiv schon bessere "Tatorte" mit Kommissarin Lena Odenthal. Ihr 72. Fall "Unter Wölfen" kommt nur sehr langsam ins Rollen, obwohl die Grundgeschichte, hinter die Kulissen von privaten Security-Firmen zu blicken, eigentlich spannend ist. Erst gegen Ende nimmt der Krimi Fahrt auf. Zu klischeehaft wirken zudem die Bosse der Sicherheitsdienste mit ihren teuren Autos, Kampfhunden und Bodyguards in schwarzen Anzügen.
Großartig ist allerdings die Idee, den Krimi wie einen Western aufzuziehen - mit Lena Odenthal als Sheriff. "Es ist für mich ein 'Tatort' nach klassischer Western-Mentalität. Und Lena ist - zum Schluss - der lonesome Sheriff", erklärt Regisseur und Autor Thomas Bohn (61) dem Sender. Und in der Tat, sie nimmt es allein mit einem mächtigen Gegner auf - Showdown samt überraschendem Ende inklusive.
Ludwigshafen eignet sich laut Bohn hervorragend als Western-Kulisse. "Die vielen industriellen Bauwerke, die sehr zweckgebunden in eine Stadt hineingebaut wurden, verleihen Ludwigshafen etwas Hartes, und Pragmatisches." In den Städten des amerikanischen Westens sei ebenfalls nicht die Schönheit im Vordergrund gestanden. "Da musste eine Stadt in erster Linie funktionieren. Diese harte Ästhetik hatte für mich immer etwas sehr Inspirierendes". Dass der Bösewicht sein Hauptquartier in einem alten Zugwaggon aufgeschlagen hat, sorgt ebenfalls für Western-Feeling.
Für einen kleinen Überraschungsmoment sorgt in "Unter Wölfen" ein Nebendarsteller: Kein Geringerer als der ehemalige "Switch reloaded"-Star Max Giermann (45) schlüpft im "Tatort" in die Rolle des Clubbesitzers Peter Berg. Auch wenn die Szene nur wenige Minuten lang ist, dürfte sie dennoch für den ein oder anderen ein Highlight sein.