Am 18. Oktober 2020 startete das Schweizer "Tatort"-Team in eine neue Ära. Erstmals zeigten die Macher damals einen Film mit den Ermittlerinnen Tessa Ott (Carol Schuler, 34) und Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher, 42) - und konnten die Kritiker zunächst durchaus überzeugen. Ihr zweiter Fall "Schoggiläbe" hingegen kann mit dem guten Start nur bedingt mithalten. Das liegt zum einen am nicht sehr überzeugenden Fall, aber auch daran, dass die beiden Charaktere nicht wirklich weiterentwickelt beziehungsweise erklärt werden. Wie ticken die Ermittlerinnen und wie die Schauspielerinnen?
Tessa Ott ist Fallanalytikerin und die Neue bei der Kantonspolizei Zürich. Sie stammt aus einer wohlhabenden und einflussreichen Familie vom Zürichberg. Sie hat sich aber schon sehr früh von dieser Welt, in der das Geld und die Macht regieren, gelöst. Denn sie hat einen unbändigen Freiheitsdrang, einen rebellischen Charakter und außerdem einen großen Gerechtigkeitssinn. Sie stellt ihr Leben und die Dekadenz, in der sie aufwächst, infrage.
Sie hat Psychologie und Soziologie studiert und entdeckt bei einem Praktikum ihre Begabung fürs Profiling. So landet sie über Umwege bei der Polizei, weil sie glaubt, dass sie dort wirklich etwas verändern kann. Aber ständig hadert sie mit der Entscheidung, Polizistin zu sein, da sich das schwer mit ihrer Hausbesetzer-Vergangenheit vereinbaren lässt. Außerdem hat sie den Verdacht, dass ihre Familie etwas mit ihrer Anstellung als Mordermittlerin zu tun haben könnte.
Isabelle Grandjean kommt aus La Chaux-de-Fonds. Ihre Muttersprache ist Französisch. Deswegen hat sie diesen charmanten französischen Akzent. Neben der Polizeischule absolviert sie ein Fernstudium in Jura. Sie hat gelernt, schnell, stark, bereit und klug zu sein. Sie war zwar die Beste in ihrem Studium, aber gleichzeitig auch sehr einsam.
Mit dem Studium, der Erfahrung als Polizistin und einer Empfehlung ihres Vorgesetzten in der Tasche, bewarb sich Isabelle im Jahr 2000 beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, wo Carla del Ponte als neue Chefanklägerin gerade dabei war, ihr Team zusammenzustellen. Auch wenn Isabelles Glauben an eine gerechte Welt in Den Haag erschüttert wurde, erträgt sie es nach wie vor nicht, wenn nicht für alle derselbe Grundsatz gilt, nämlich, dass vor dem Gesetz alle gleich sind. Ihr täglicher Kampf für Gerechtigkeit ist ihr Credo, denn eigentlich möchte sie die Welt retten.
In ihren Rollen scheinen sich die beiden nicht richtig grün zu sein. Mehr Streit als Harmonie prägt das Miteinander. Doch gilt das im Privaten auch? Mitnichten: Schuler und Zuercher sind sogar befreundet. "Wir haben uns das erste Mal beim Castin getroffen", berichtet Schuler der "Bild am Sonntag", "und es war Liebe auf den ersten Blick." Zuercher kann das Kompliment nur zurückgeben: "Sie schafft es immer, alle ganz schnell zum Lachen zu bringen."