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"Halt den Mund, Mann!" - Trump und Biden liefern sich harte Wortgefechte

US-Präsidentschaftskandidaten streiten in erster TV-Debatte über Corona

US-Präsident Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden haben sich bei ihrer ersten Fernsehdebatte harte Wortgefechte geliefert. "Halt den Mund, Mann!" rief Biden seinem Rivalen am Dienstagabend (Ortszeit) zu, nachdem der Präsident ihm wiederholt ins Wort gefallen war. "Es ist schwer, bei diesem Clown zu Wort zu kommen."

Der frühere Vizepräsident bezichtigte Trump fünf Wochen vor der Präsidentschaftswahl am 3. November zudem der "Lügen" unter anderem im Umgang mit der Corona-Pandemie: "Alle wissen, dass er ein Lügner ist."

Der Präsidentschaftskandidat der oppositionellen Demokraten machte Trump für die hohe Zahl der Corona-Toten in dem Land - mehr als 205.000 - verantwortlich. Der Präsident sei angesichts der Krise in "Panik" verfallen. "Sie sind der schlimmste Präsident, den Amerika jemals hatte."

Trump entgegnete, wäre Biden derzeit Präsident, wären noch viel mehr Menschen gestorben. Außerdem wolle Biden im Kampf gegen das Virus die US-Wirtschaft wieder stilllegen. Zugleich mokierte sich der Präsident darüber, dass der 77-jährige Biden sehr häufig eine Schutzmaske trägt - "die größte Maske, die ich jemals gesehen habe".

Trump unterbrach Biden nicht nur so häufig, dass Moderator Chris Wallace ihn wiederholt zurechtwies; er fuhr selbst eine Reihe von Attacken gegen seinen Herausforderer von den oppositionellen Demokraten. Biden werde von der "radikalen Linken" manipuliert und sei alles andere als "schlau".

Außerdem sei er nicht willens, die Worte "Recht und Ordnung" auszusprechen. Trump attackierte Biden auch für Geschäfte von dessen Sohn Hunter in der Ukraine und mit China. Biden lachte immer wieder und wollte damit deutlich machen, dass er sich von dem Präsidenten nicht provozieren lassen will.

Thema waren auch Enthüllungen der "New York Times", wonach Trump in den Jahren 2016 und 2017 jeweils nur 750 Dollar Einkommenssteuer auf Bundesebene gezahlt hatte. Der Republikaner sagte dazu, er zahle "Millionen" an Steuern, ohne aber Details zu nennen. Biden hatte Stunden vor der TV-Debatte seine eigene Steuererklärung des Jahres 2019 veröffentlicht. Er und seine Frau Jill zahlten demnach im vergangenen Jahr 299.346 Dollar an Bundessteuern.

Zu Beginn hatten die Rivalen über die umstrittene Nominierung einer neuen Verfassungsrichterin durch Trump gestritten. Biden warf dem Präsidenten vor, durch die Stärkung der konservativen Mehrheit des Obersten US-Gerichtshofs die Gesundheitsreform seines Vorgängers Barack Obama rückgängig machen zu wollen.

Trump entgegnete, er habe als Präsident das Recht zur Nominierung der Richterin Amy Coney Barrett nach dem Tod der linksliberalen Richterin Ruth Bader Ginsburg. Außerdem hätten seine Republikaner im Senat die notwendige Mehrheit, um Barrett zu bestätigen.

Die TV-Debatte wurde in der Case Western Reserve University in Cleveland im Bundesstaat Ohio ausgetragen. Der in Umfragen zurückliegende Republikaner Trump und der Demokrat Biden werden vor der Wahl noch in zwei weiteren Fernsehdebatten am 15. Oktober und am 22. Oktober aufeinandertreffen. Das TV-Duell der Vize-Kandidaten Mike Pence und Kamala Harris findet am 7. Oktober statt.

by Von Saul LOEB