In der US-Stadt Minneapolis wird die Kreuzung, an der vor einem Jahr der Afroamerikaner George Floyd von der Polizei getötet wurde, wieder für den Verkehr freigegeben. Mitarbeiter der Stadt räumten am Donnerstag Betonbarrieren weg, mit denen bislang die Straßen gesperrt waren. Eine Anwohner-Organisation half, Spannungen mit Anti-Rassismus-Aktivisten zu entschärfen. Die Aktivisten wollten eine Freigabe der Kreuzung erst zulassen, wenn umfassende Polizeireformen beschlossen sind.
Die Gegend rund um den Tatort war nach Floyds Tod unter dem Namen "George Floyd Square" - "George-Floyd-Platz" - zu einem Ort des Gedenkens und des Protests gegen Polizeigewalt geworden. Es entstanden zahlreiche Kunstwerke, mit denen an Floyd erinnert wird.
Zugleich kam es in dem Gebiet, aus dem die Polizei sich fernhielt, immer wieder zu Gewalt. Bei Schüssen wurden nach Polizeiangaben binnen eines Jahres zwölf Menschen getötet oder verletzt.
Bei der Räumung der Betonbarrieren waren am Donnerstag keine Polizisten beteiligt. Eine Stadtsprecherin betonte, die nach Floyds Tod entstandenen Kunstwerke würden bewahrt. So wurde um eine hölzerne Faust in der Mitte der Kreuzung ein Kreisverkehr errichtet.
Floyds Tod am 25. Mai 2020 hatte international für Entsetzen gesorgt. Der weiße Polizist Derek Chauvin hatte dem wegen Falschgeldvorwürfen festgenommenem Floyd neuneinhalb Minuten lang das Knie in den Nacken gedrückt, obwohl der 46-Jährige wiederholt klagte, er bekomme keine Luft mehr.
Chauvin wurde im April unter anderem des Mordes zweiten Grades - in Deutschland etwa schwerer Totschlag - schuldig gesprochen. Das Strafmaß soll am 25. Juni verkündet werden. Während die Staatsanwaltschaft am Mittwoch 30 Jahre Haft forderte, plädierte Chauvins Anwalt für eine Haftstrafe, die mit der Untersuchungshaft bereits abgesessen wäre, sowie eine Bewährungsstrafe.
by Kerem YUCEL