Nach langer Pause ist die Protestbewegung der "Gelbwesten" in Frankreich wieder auf die Straße gegangen. In Paris versammelten sich am Samstagvormittag hunderte Menschen an mehreren Treffpunkten zu Protestmärschen. Auf den Champs-Elysées und den angrenzenden Straßen war ab dem Morgen ein großes Polizeiaufgebot im Einsatz. Die Polizeipräfektur hatte Versammlungen auf dem bekannten Boulevard sowie rund um Regierungs- und Parlamentsgebäude untersagt.
Die Polizei nahm in der Hauptstadt nach eigenen Angaben über 80 Menschen fest, weil sie Messer und andere verdächtige Gegenstände wie Schraubenzieher, Eispickel oder Drahtzangen bei sich trugen. Eine der Führungsfiguren der Bewegung, Jérôme Rodrigues, hatte zuvor zu "vollständigem zivilen Ungehorsam" aufgerufen.
Bei einer Kundgebung in Paris wurde der Kabarettist Jean-Marie Bigard ausgebuht und als "Kollaborateur" beschimpft, nachdem er sich vergangene Woche von Rodrigues distanziert hatte. Dieser hatte zuvor Polizisten als "Nazi-Bande" bezeichnet.
Die "Gelbwesten"-Bewegung war vor fast zwei Jahren entstanden. Bei Massenprotesten gegen die Reformpolitik von Präsident Emmanuel Macron kam es immer wieder zu gewalttätigen Zusammenstößen mit der Polizei. Am Samstag waren auch in mehreren weiteren Großstädten Demonstrationen angekündigt.
by Alain JOCARD