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"Die Höhle der Löwen": Es wird meditiert, gespielt und gebissen

Trendthemen bei VOX

Absolute Trendthemen in der "Höhle der Löwen" bei VOX: Produkte und Ideen für Nachhaltigkeit, Gesundheit, Lernen, Sport und Bewusstsein wurden in der Sendung am 7. September vorgestellt. Aber Begeisterung und Investitionslust stimmen leider nicht immer überein...

Los geht es mit einer kleinen Demo mit einer lebenden Kuh im Studio: "Lasst Mila vly!", skandieren die drei Gründer von "vly", einer pflanzlichen Milchalternative. In diese haben Veganer Nikolas Hartmann, Koch Moritz Braunwarth und BWLer Niklas Kattner über zwei Jahre Arbeit im Labor und fast eine Million Euro gesteckt. Sie haben auf Basis der gelben Spalterbse eine Milchalternative entwickelt, die bessere Nährwerte als die üblichen Alternativen wie Hafer und Soja hat. Die Löwen sind angetan, es gibt durchweg Lob, zum Deal kommt es trotzdem nicht. Investor Georg Kofler (63) will für die 500.000 Euro nicht 8 Prozent, sondern 35 Prozent Firmenanteil - zu viel für die Berliner, die sich auch mit dem positiven Feedback begnügen. Und einer schwärmenden Judith Williams (48): "Super-Jungs, ganz ganz toll."

Als nächstes wollen Rettungsassistent Kai Döringer und sein ehemaliger Nachbar Hüseyin Saygili Kindern beim Schreiben lernen helfen. Für 50.000 Euro bieten sie 20 Prozent an ihrem Produkt, den "Schreibpilot". Doch erstmal müssen die Löwen zurück in die Schule: Der Clou an dem Schreibheft ist, dass die Buchstaben nicht wie üblich freihändig nachgezeichnet werden, sondern in das Papier eingraviert sind. So sollen die Kinder schneller ein Gefühl für das Handschreiben bekommen - und wohl auch regelrecht verrückt werden nach dem Schreiben. "Sinnvoll" und "ehrenwert" finden die Löwen die Idee, glauben aber nicht mehr an Schreibschrift, sondern Digitalisierung. Ralf Dümmel (53) ist trotzdem dabei - für 25 Prozent wird er mit einer herzlichen Umarmung ins Team aufgenommen.

Nico Rosberg in der Suchtberatung

Moderner wird es bei Christina, Marius und Selcuk: Die Psychologin hat zusammen mit dem Informatiker und dem Betriebswirt eine App erfunden, mit der sich digitale Achtsamkeit erlernen lassen soll. Für Neu-Löwe Nico Rosberg (35) genau das Richtige: "Ich habe kein Smartphone. Weil ich süchtig bin. Ich dreh da völlig durch", kündigt er seinen Kollegen schon im Vorfeld an. In bester Smombie-Manier präsentieren die drei Gründer dann erstmal auch gar nicht, sondern daddeln stattdessen auf ihren Handys rum, während sie vor den Löwen stehen. Der Pitch sitzt, mit der App soll der Nutzer trainieren können, digitale Medien achtsam, gesund und sinnvoll zu nutzen. Und nicht etwa in wichtigen Momenten. 150.000 Euro wollen sie für 10 Prozent Firmenanteile an ihrer Firma "Not less but better". Rosberg fühlt sich natürlich abgeholt: "Super, das ist so ein riesen gesellschaftliches Problem!"

Doch ganz so easy wird der Deal nicht. Nach einer kurzen Besprechung fordern Carsten Maschmeyer (61) und Rosberg für ihre Investition 25 Prozent Firmenanteile. Die drei Gründer ziehen sich zurück - um erstmal achtsam durchzuatmen, innezuhalten und schließlich weiterzuverhandeln. Der Deal ist eigentlich schon geplatzt, da redet Maschmeyer den Dreien noch einmal ins Gewissen. Schließlich treffen sie sich doch noch bei 20 Prozent. Und Rosberg beginnt zu träumen: "Wenn ich selbst das Programm mache, kann ich endlich wieder ein Smartphone benutzen!"

Ein Trainingsgerät, das beim Solo-Tennisspiel helfen soll, überzeugt die Löwen allerdings nicht. Der Tennisspieler Alexander Lenfers hat aus der Not eine durchdachte, mobile Tenniswand erfunden, mit der das Spielen auf engstem Raum möglich sein soll - und zwar allein. Für Judith Williams (48) geht damit ein Traum in Erfüllung: Aufgrund ihrer mangelnden Fähigkeiten findet sie niemanden, der mit ihr Tennis spielen will. Trotz prognostizierten "Mega-Markt im privaten Bereich" reicht die Tennisbegeisterung der Löwen trotzdem nicht an die von Lenfers heran. "Ich glaube, das ist auf Dauer zu langweilig", lautet das vernichtende Urteil von Maschmeyer. "Leider haben die Löwen den Mehrwert nicht erkannt. Liegt natürlich ein Stück weit daran, dass sie selber keine Tennis-Experten sind", so der enttäuschte Gründer. Nachdem er aus dem Studio ist, probieren sich die Löwen aber "heimlich" noch weiter an dem Gerät namens "Hitpartner". "Das macht Spaß, das macht großen Spaß!", so die Unternehmerin Williams - etwas spät, die Einsicht.

Gutes Produkt - schlechter Pitch

Zum Schluss wollen Dr. Jörg Köhler und Bianca Berg noch ein nächtliches Problem lösen: Ihre patentierte Beißschiene "Bruxane" soll mittels Vibrationssignal nächtliches Zähneknirschen verhindern. 600.000 wollen die Gründer für zehn Prozent. Die Präsentation knirscht allerdings enorm: Die Firmenbewertung mit sechs Millionen sei zu hoch, die Entwicklungszeit mit neun Jahren auffällig lang, ein Firmenumsatz von 55.000 im letzten Jahr dafür "ja nix!", so Kofler. Investor Nils Glagau (44) fletscht die Zähne: "Wenn der Arzt oder der Patient überzeugt ist, dann wird er das Produkt weiterempfehlen. Dann hättet ihr doch in den letzten Jahren nicht nur 150 Stück an den Mann und die Frau gebracht. Also ich hab' da gar keine Lust mehr, ich bin raus." Dafür sind Knirscherin Dagmar Wöhrl (66), Dümmel und Maschmeyer überzeugt, wollen aber 36 Prozent. Die bisher nur mäßig erfolgreichen Unternehmer lassen sich auf den Deal ein und freuen sich über die Power von drei Löwen.