In anderen Länder sind Dashcams mittlerweile weiter verbreitet als hier in Luxemburg oder Deutschland. In Russland haben 8 von 10 Fahrzeugen eine Dashcam an Board – da sind sie aber auch vor Gericht zugelassen und es gibt sogar einen Rabatt seitens der Kfz-Versicherungen, ähnlich wie in Großbritannien. Die Gründe kommen nicht von ganz ungefähr: Neben der Fahrerflucht gibt es in Russland auch das Problem der vorgetäuschten Unfälle von Erpresserbanden und selbst korrupte Verkehrpolizisten sind keine zu große Seltenheit.
Da wollen russische Autofahrer lieber auf Nummer Sicher gehen. Allerdings sind Russen auch recht temperamentvoll im Straßenverkehr, was ich schon selbst erleben durfte, als ich in Moskau war. Ungeachtet der restlichen Situation erhofft man sich durch eine Dashcam eine entsprechende Unterstützung bei der Aufklärung von Unfällen oder eine beweissichere Dokumentation zu Ermittlung der Schuldfrage nach einem Unfall. Neben der Beweissicherung ist auch eine gute Aufnahmequalität von großer Wichtigkeit und da kommt die Yi Technology Dashcam ins Spiel, die ich für euch testen konnt
Rechtliches
Deutschland
In Deutschland werden Dashcams toleriert und sind in gewissen Situationen vor Gericht auch als Beweis zugelassen. Allerdings war das noch vor dem BGH-Urteil vom 15. Mai 2018. Aber was heißt das nun jetzt?
Die Aufnahmen der Dashcam werden bei Unfällen als Beweis vor Gericht zugelassen. Allerdings bleibt das ständige Filmen des Verkehrs nach wie vor verboten, da es gegen den deutschen Datenschutz verstößt. Die Aufklärung eines Unfalls hat dennoch Vorrang bei einem Gerichtsverfahren, da man bei einem Unfall eh die polizeilichen Daten zu Person, Führerschein und Versicherung aufnehmen muss. Die Nutzung der Aufnahmen müssen daher je nach Fall einzeln abgewogen werden.
Luxemburg
In Luxemburg ist das Filmen mit Dashcams komplett verboten aufgrund der strengen Datenschutzgesetze. Sprich, die Dashcam darf zwar an der Front oder Heckscheibe mitgeführt werden und sind ansich nicht verboten, aber das Filmen in der Öffentlichkeit ist und bleibt untersagt. Falls man in eine Verkehrskontrolle gerät und die Kamera ist aktiviert, wird eine Geldstrafe von 90 Euro und ein Punkt für luxemburgische Einwohner fällig.
Im schlimmsten Fall kann es sogar zu einer Gerichtsverhandlung kommen, dann könnte es eventuell richtig teuer werden mit bis zu 10.000 Euro. Meiner Meinung nach ist das total überzogen, da eine Dashcam eine Straftat aufklären oder eine Entlastung bei einen Unfall darstellen kann. Aber so sind nun mal die Gesetze in Luxemburg, egal wie bescheuert sie sein mögen.
Da Blogger in Luxemburg als Journalisten betrachtet werden und ich dementsprechend auch einen Presseausweis habe, konnte ich mir für den Test eine Ausnahmegenehmigung ausstellen lassen im Rahmen meiner journalistischen Arbeit.
USA (meiner Wahlheimat)
In Staaten sind Dashcams grundsätzlich erlaubt, aber deren Verwendung hängt wiederum von zwei Faktoren ab: Die Sichtbehinderung, welche je nach Bundesstaat unterschiedlich gehandelt wird und die Audioaufnahme. Das gilt übrigens auch für Navis und klassische Smartphone-Halterungen.Es wird dabei prinzipiell in drei Unterbereiche unterschieden. Einmal für Ja ohne Einschränkungen, Ja mit Einschränkungen und Nein.
Im Fall von “Ja mit Einschränkungen” schreibt der Gesetzgeber vor, wo das Navi, die Smartphone-Halterung oder die Dashcam an der Frontscheibe hängen darf. Wie so oft ist dies je nach US-Bundesstaat unterschiedlich reglementiert. Meistens sieht das Gesetz eine Anbringung ungefähr in der Mitte der Frontscheibe vor.Die letzte Unterteilung ist nein, da darf nichts an der Frontscheibe dranhängen. Im Fall eines kompletten Nein, kann man auch eine Dashcam an das Armaturenbrett befestigt werden, was wiederum erlaubt ist.Zum zweiten Faktor, der Audioaufnahme, sieht das Gesetz in 38 Bundesstaaten vor, dass eine Audioaufnahme nur dann erlaubt ist, wenn die Partei der Unfallgegner dem zustimmt. In 12 Bundesstaaten wiederum müssen alle zwei Parteien zustimmen.
Wie man es von den Mutterkonzern Xiaomi gewohnt ist, gestaltet auch Yi Technology die Verpackung sehr schlicht. Auf der weißen Vorderseite befindet sich eine Abbildung des Yi Technology Logo und auf der Rückseite in Chinesisch die wichtigsten technischen Eckdaten.Neben der Kamera befindet sich noch eine mehrsprachige Anleitung dabei – welche auch Deutsch beinhaltet – ein 3,5 Meter langes microUSB-Kabel sowie ein USB-Ladeadapter für das Auto mit 1A/12V und die Haltevorrichtung mit M3-Klebepad.
Aber keine Panik, da Ladeadapter und microUSB-Kabel modular sind, kann man jedes USB-Ladegerät für Autos mit mindestens mit 1 Ampere Ausgangsleistung nutzen. Daher mein kleiner Tipp: Einfach ein Dual-Ladegerät mit 1A und 2.4A nutzen, dann braucht man sich keine Sorgen um den USB-Port machen. Und als kleines „Extra“ legt Yi Technology noch eine eine kleine Supportkarte in Form ihres Logos dazu, falls es mal Probleme mit der Dashcam gibt. Finde ich persönlich gut gemacht.
Auf der Front befindet sich die Linse mit f/1.8 Blende und 165-Grad-Weitwinkelobjektiv. Innerhalb der Linse befindet sich das Mikrofon zur Sprachaufzeichnung. Bei den Farben für das Gehäuse besteht die Auswahl zwischen Anthrazit oder Gold. Linksseitig der Kamera findet man den microUSB-Port sowie einen Resetknopf. Auf der Gegenüberliegende Seite befindet sich der Schacht für die microSD-Karte.
Damit die Dashcam auch gut auf der Halterung hält, gibt es oben einen Einschub für diese. Auf der Rückseite befindet sich das 2,7 Zoll große Display, direkt darunter vier Tasten zur Bedienung der Kamera. Die Dashcam besitzt keinen Touchscreen, was ich auch gut so finde. Ein Touchscreen lenkt meiner Meinung nach zu sehr im Verkehr ab. Mit den Buttons geht’s einfach leichter von der Hand.
Unterhalb der Kamera befindet sich noch ein kleiner Lautsprecher, der etwas lauter sein könnte. Das Gehäuse selbst besteht auch Kunststoff, allerdings ist die Verarbeitungsqualität wie man es vom Mutterkonzern Xiaomi her kennt, sprich für den Preis sehr gut. Knarzen oder verbiegbare Bauteile sucht man bei der Yi Smart Dash Kamera vergeblich. Nur das Objektiv könnte für meinen Geschmack etwas kleiner und unauffälliger sein.Ein kleiner Hinweis, weil ich aus einiger Erfahrungen spreche, ist die Verwendung des microSD-Kartenslots. Wenn dieser mal nicht funktionieren sollte, dann die Kamera einfach etwas abkühlen lassen und der microSD-Slot tut wieder seinen Dienst. Im Sommer bei sehr warmen Wetter oder im Winter bei großer Kälte würde ich die Kamera nicht im Auto lassen, da die Elektronik nicht wirklich Freude daran hat. Yi Technology gibt zwar einem Temperaturbereich von -10 bis +60 Grad an, aber verlassen würde ich mich persönlich nicht darauf.Die im Lieferumfang befindliche Halterung der Yi Dashcam besteht auch aus Kunststoff und kann Dank des Kugelgelenks an jede Form der Frontscheibe angepasst werden, egal ob etwas schräg wie zb bei einen Cabrio oder bei normalen Frontscheiben. Durch das M3-Klebepad wird das Ganze an der Frontscheibe befestigt, was auch absolut bombenfest sitzt, was bei einem Unfall durchaus Sinn macht. Wenn man das Auto wechselt und die Kamera mit ins neue Auto soll, muss man die Dashcam mit etwas Kraft von der Frontscheibe lösen.
Dabei besteht die Gefahr, dass die Halterung womöglich kaputt gehen könnte. Hier hätte ich mir einen Saugnapf gewünscht oder alternativ die Möglichkeit, die Halterung im Shop von Yi Technology nach zu kaufen. Solltet ihr in absehbarer Zeit auf ein neues Auto wechseln, lasst also die Dashcam lieber noch etwas in der Verpackung.
Yi Technology bewirbt die Yi Smart Dashcam mit einen A12-Bildprozessor (Apple lässt grüßen), aber in Wahrheit handelt sich um einen Novatek NT96660, der in fast jeder chinesischen Actionkamera zum Einsatz kommt.Für den Fotosensor setzen die Chinesen auf einen AR0230CS von Semiconductor, welcher eine Pixelgröße von 3 x 3 µm besitzt. Dieser unterstützt die Aufnahme von 1080p mit bis zu 60 Frames pro Sekunde. Yi Technolgy gibt auch 1296p an als Videogröße, aber dabei handelt es sich nur um hochgerechnete (=interpolierte) Aufnahmen. Dank WDR 2.0 (Wide Dynamic Range) passt sich die Kamera recht schnell an die aktuellen Lichtverhältnisse an. WDR-Technologie kommt meistens in Überwachungskameras zum Einsatz, um sich möglichst schnell den neuen Lichtsituationen anzupassen..Fährt man zb aus einem Tunnel, passt die Software die Belichtung automatisch an und Details bleiben größtenteils sichtbar.
Während meiner mehrwöchigen Testphase habe ich etliche Aufnahmen in 1296p, 1080p und 720p gesammelt. Egal ob bei guten oder schlechten Wetterbedingungen, die Aufnahme war meistens ausreichend scharf und detailliert.Dank der 3 µm großen Pixelgröße und der f/1.8er Blende war die Fahrbahn bei Dunkelheit gut sichtbar. Auch die Anpassung an die Lichtverhältnisse, von Hell auf Dunkel und andersrum, klappte dank WDR 2.0 stets gut und zuverlässig. Die Details bleiben erhalten und das Bildrauschen hält sich weitgehend in Grenzen.
Auf den Aufnahmen waren Kennzeichen anderer Fahrzeuge gut zu erkennen. Dank der Weitwinkellinse und den dadurch großen Blickfeld, ist die gesamte Fahrbahn gut einsehbar. Bei einer fünfspurigen Autobahn (leider ist Luxemburg ein kleines Land und hat daher nur 1 bis 2 Stück davon) lassen sich alle fünf Spuren einsehen, bei einer sechsten Spur wird es schon bedeutend schwieriger. Die Aufnahmequalität des Mikrofons ist ausreichend, Gespräche werden klar und deutlich aufgezeichnet, nur der Ton ist im Allgemeinen etwas zu dumpf. Fahrzeuggeräusche werden von den Algorithmen gut herausgefiltert.
Testaufnahme :
1080p/60fps/Landstraße
1080P/60fps/Autobahn
1080p/60fps/Nachts
1296p/30fps/Landstraße
Testfotos
Beim Display setzen die Chinesen auf 2,7 Zoll, die mit 960×240 Pixel auflösen auflösen. Dadurch ergibt sich eine Pixeldichte von etwa 366ppi. Bei dem Panel hat sich Yi Technology für ein transflektives LCD-Panel entschieden, das bietet den Vorteil des niedrigeren Energieverbrauchs und einer besseren Ablesbarkeit im Sonnenlicht gegenüber einem herkömmlichen LCD-Panel. Daher lässt sich das Display auch bei voller Sonne gut ablesen. Die Darstellung des Displays sowie der Farben gehen soweit in Ordnung.
Die Verbindung mit dem Smartphone klappt, was die Chinesen per 2,4-GHz-WLAN nach N Standard umsetzen bei ihrer Dashcam. Sie wurde stets problemlos hergestellt und während des Testraums gab es zu keiner Zeit nennenswerte Verbindungsabbrüche. Im Prinzip lässt sich die Kamera komplett ohne Smartphone bedienen, aber mit der Smartphone-App gibt es ein paar Vorteile. Dazu aber später etwas mehr.
Eines vorneweg: Die Dashcam braucht logischerweise Dauerstrom um zu funktionieren und daher auch mein Tipp mit dem zuvor schon erwähnten Dual-Ladegerät. Allerdings gibt es auch einen kleinen Akku von gerade Mal 240 mAh Kapazität in der Kamera. Damit läuft diese mit Müh und Not gerade mal 2 Minuten, aber der Akku dient in erster Linie ja auch nur als Notversorgung, wenn zb das Ladegerät kurz mal kein Kontakt mit dem Strom im Zigarettenanzünder hat. Damit man überhaupt Aufnahmen speichern kann, braucht es eine microSD-Speicherkarte. Laut Hersteller sollen bis zu 64 GB problemlos funktionieren, aber in meinem Test hat es auch mit einer 128GB-Karte von SanDisk problemlos geklappt. Damit sollte man genügend Speicherplatz auch für längere Autofahrten haben.
Da die Dashcam keinen Touchscreen besitzt, erfolgt die Bedienung über die vier Tasten unter dem Display, welche einen guten Druckpunkt haben. Mit diesen lässt sich zb eine Notaufnahme und normale Aufnahme starten, in die Galerie wechseln um sich die Aufnahmen anzusehen und zu guter Letzt gibt es noch eine Einschalt- bzw Optionentaste. Die Einstellungen sind recht übersichtlich aufgebaut und ziemlich selbsterklärend. Selbst wenn man noch nie eine Dashcam benutzt hat, findet man sich gut zurecht.
Mit der App „Yi Dashcam“ wird das Smartphone zur mobilen Kommandozentrale der Dashcam. Wie man es von Mutterkonzern Xiaomi gewohnt ist, gibt es die App für Android sowie für iOS, mittlerweile sogar ganz offiziell auf Deutsch. Hierzu wird eine WLAN-Verbindung zwischen Dashcam und Smartphone oder Tablet hergestellt, was in wenigen Schritten erfolgt. In der Hauptansicht lässt sich die Aufnahme starten, über die Galerie in der App können die eigenen Aufnahmen angeschaut und auf das Smartphone übertragen werden.
Das finde ich praktisch, da kann man die Dashcam in der Frontscheibe hängen lassen und die Aufnahmen vom Smartphone direkt auf den Rechner übertragen. Auch die üblichen Einstellungen lassen sich in der App vornehmen.
In der Preisklasse ist ein Fahrassistent eher ungewöhnlich, aber die Damen und Herren von Yi Technology spendieren ihrer Yi Smart Dashcam genau solch einen Assistenten. Der hört auf den Namen ADAS, was für Advanced Driver Assistance System steht. Das ADAS soll Spurwechsel anzeigen und soll auch, sofern man dem Vordermann zu nahe auffährt, vor einem zu geringen Sicherheitsabstand warnen.
Kleine Demo zur ADAS
Hier liegt meine Betonung auf soll, da es in der Praxis alles anderes als sinnvoll funktioniert. Trotz richtiger Ausrichtung werden Spurwechsel meistens fast bis überhaupt nicht erkannt bzw angezeigt. Bei mir hatte es im Test nur genau einmal geklappt und das war eher ein Zufall.Die Abstandswarnung zickt gerne mal etwas herum, auch wenn kein Auto vor mir rumkutschiert. Selbst beim Fotoshooting auf meinen Tisch wurde sie kurz mal aus dem Tiefschlaf geholt. Zudem erfolgen die Warnungen in einen schlechten und unverständlichen Englisch, was auf Dauer wirklich störend und nervig sein kann. Die Idee ist nett, aber an der Umsetzung hapert es noch gewaltig.
Für rund 45 Euro wird Yi Smart Dashcam ihrem Preis gerecht. Die Verarbeitungsqualität geht in Ordnung, auch bei Temperaturschwankungen. Das Display lies sich immer gut abgelesen und die Aufnahmequalität ist auch akzeptabel – wobei eine Auflösung von 1080p bei 60fps locker ausgereicht hätte. Die Yi Dashcam App bietet auch einen Mehrwert und ließ sich auch komfortabel bedienen.
Punktabzug gibt es beim ungenauen und nervigen ADAS-System. Es ist vielleicht gut gemeint, aber leider zu schlecht umgesetzt, als das es ein echter Mehrwert wäre. In der Regel sind solche Systeme in teuren Kameras enthalten. Spätestens an dieser Stelle merkt man doch den günstigen Preis. Hierauf hätte Yi Technology ruhig verzichten können und zb auf einen GPS-Empfänger setzen können, damit bei einen Unfall genau der gefahrene Weg protokollierten werden könnte.Bei der Halterung hätte ich mir persönlich einen Saugnapf gewünscht, oder alternativ die Möglichkeit, noch eine Halterung nachbestellen zu können, damit ich die Dashcam mit in ein anderes Auto nehmen könnte.
Insgesamt spreche ich dennoch eine Empfehlung für die Dashcam aus und bei knapp 40 Euro kann man wahrlich nicht viel falsch machen.