Das Xiaomi Mi Pad 4 ist das vierte Tablet aus der Serie und bietet eine etwas andere Hardware im gleichen Gewand. Was das Tablet kann, erfahrt Ihr in unserem Testbericht.
Grob so einmal pro Jahr bringt Xiaomi ein neues Mi Pad Tablet raus. Bis auf die erste Generation blieben aber vor allem das Mi Pad 2 und Mi Pad 3 hinter den Erwartungen zurück. Das lag meiner Meinung nach hauptsächlich an der Wahl der Prozessoren und das es mit jeder Version irgendwelche Mankos gab.
Das Mi Pad 4 gibt es in unterschiedlichen Varianten, eine Wifi-Version mit 32GB+3GB RAM oder 64GB+4GB RAM oder eine LTE-Version * mit 64GB+4GB RAM. Wir bedanken uns bei CECT-Shop * für die Bereitstellung des Mi Pad 4 Tablets.
Mi Pad 2 | Mi Pad 3 | Mi Pad 4 | |
Display | 7,9 Zoll – 4:3 | 7,9 Zoll – 4:3 | 8,0 Zoll – 16:10 |
Auflösung | 2048 x 1536 Pixel (326ppi) | 2048 x 1536 Pixel (326ppi) | 1920 x 1200 Pixel (283ppi) |
Prozessor | Intel Atom X5-Z8500 – Quad-Core | Mediatek MT8176 – Hexa-Core | Snapdragon 660 – Octa-Core |
Akku | 6190mAh | 6400mAh | 6000mAh |
Abmessung | 200 x 132 x 7 mm | 200 x 132 x 7mm | 200 x 120 x 7,9mm |
Gewicht | 322 Gramm | 328 Gramm | 342 Gramm |
Das Mi Pad 4 kommt in einer schlichten weißen Verpackung mit der Zahl 4. Es hat den üblichen Lieferumfang mit einer Kurzanleitung auf Chinesisch, einem USB Typ-C Kabel und einem chinesischen Netzteil mit 5V-2A.
Auch beim Design hat sich gegenüber beiden Vorgänger nichts getan und so ist das Gehäuse, sowohl in der Form und bei den verwendeten Materialien identisch. Dennoch gibt es bei den Abmessungen von 200 x 120 x 7,9mm und dem Gewicht 342 Gramm minimale Unterschiede (Siehe Vergleich oben!). Das Gehäuse ist in der Breite 12mm schmaler aber dafür um 0,9mm etwas dicker geworden. Die Vorderseite ist vollständig mit Glas überzogen und sauber in dem Metallrahmen an den Seiten eingefasst. Die Ränder um das Display sind bei dem schwarzen Modell ebenfalls schwarz und bei der goldenen Version weiß. Die schwarze Variante gefällt mir hier deutlich besser, als die goldene, weil die recht großen Ränder hier nicht so auffallen. Schmale Ränder sind bis heute nicht so richtig bei den Tablets angekommen und so habt Ihr hier eigentlich bei allen Geräten ein ähnliches Display-Rand-Verhältnis. Mag aber vielleicht auch daran liegen, dass oft die komplette Hand beim Festhalten aufgelegt wird bzw. beim Halten in zwei Händen.
Die Rückseite besteht wieder fast vollständig aus Aluminium und ist leicht angeraut, was für eine sehr gute Haptik sorgt. Dadurch ist es dann allerdings auch etwa anfälliger für kleine Macken oder Kratzer. Wie schon beim Vorgänger ist nur auf der Oberseite eine kleine Kappe zu erkennen, dass hätte Xiaomi jetzt auch mal aus einem Guss fertigen können. Die Kamera-Linse oben links steht ebenfalls deutlich einen halben Millimeter aus dem Gehäuse hervor, welche sie auch wohl hätten ganz versenken können. Platz ist doch vorhanden? So ist es wohl nur eine Frage der Zeit bis das Glas der Linse verkratzt.
Eine kleine Änderung gibt es auch auf der Unterseite, denn die Stereo-Lautsprecher sind nun von der Rückseite nach unten gewandert und liegen direkt nebeneinander. In der Mitte der USB Typ-C 2.0 Anschluss. Auf der Oberseite befindet sich der 3,5mm Klinken-/Kopfhöreranschluss und an den Seiten die Tasten für Power und der Lautstärke-Wippe. Die Tasten selbst bestehen ebenfalls aus Metall, haben einen guten Druckpunkt und wackeln nicht. Auf der linken Seite befindet sich dann noch der Speicherkarten-Slot für eine MicroSD-Karte bzw. Simkarten-Slot bei der LTE-Version.
Gegenüber dem Vorgänger wurde beim Mi Pad 4 der Formfaktor verändert, so habt Ihr jetzt ein 8 Zoll Display mit dem Faktor 16:10. Dadurch verringert sich dann auch die Auflösung auf 1920 x 1200 mit 283ppi, statt 2048 x 1536 Pixel der vorherigen Mi Pads. Das 16:10 Format eignet sich unter anderem besser für Filme, YouTube, Netflix und Medien aller Art. Das Mi Pad 4 hat wieder ein sehr gutes IPS-LCD Panel mit 10-Punkt Touchscreen verbaut. Sowohl die Farben, als auch der Kontrast, sowie der Schwarzwert sind sehr gut. Wer andere Farbdarstellungen bevorzugt, kann das noch in den Einstellungen nach seinen Wünschen anpassen. Auch bei der Blickwinkelstabilität gibt es nichts zu bemängeln und so lässt sich das Display auch aus starken Winkeln noch gut ablesen, solange sich nicht etwas zu stark auf dem Glas spiegelt.
Das Mi Pad 4 wird mit Android 8.1 und MIUI 9.6 China-Stable ausgeliefert. MIUI 10 ist bereits angekündigt und eine Beta- bzw. China-Developer ROM gibt es schon zum Download. Um die ROMs allerdings installieren zu können, müsst Ihr wie immer erst den Bootloader des Gerätes entsperren (unlock), was 14 Tage Wartezeit in Anspruch nimmt. Aktuell gibt es aber sowieso weder eine Global-ROM oder eine Custom-ROM von Xiaomi.eu für das Pad 4. Hier werdet Ihr euch sicherlich noch einige Zeit gedulden müssen, denn die Mi Pads werden in der Regel schlechter mit Updates und ROMs versorgt, aber vielleicht ändert sich das ja jetzt mal mit dem 4er, der einen Snapdragon Prozessor hat!? Somit müsst Ihr bis dahin mit der englischen Oberfläche leben, denn alle weiteren Sprachen gibt es nur in der Global-ROM. Wer dennoch zumindest die Sprachen innerhalb der Apps auf Deutsch haben möchte, kann sich das mit MoreLocale2 ganz einfach und ohne Bootloader unlock, wie in unserer Anleitung beschrieben, nachinstallieren.
Zudem sind in der China-Stable und Developer-Version ab Werk weder der Play Store noch die Play-Dienste vorinstalliert. Das müsst Ihr manuell nachinstallieren, entweder über Apkmirror oder über den Google Installer v3. Die MIUI 9.6 Oberfläche ist gegenüber den Smartphones leicht verändert und auf das größere 8 Zoll Display angepasst. Das Sicherheitspatchlevel ist mit Juni 2018 aktuell und alle Updates erhaltet Ihr natürlich via OTA. Ansonsten ist die Featureliste der MIUI-Tablet Version nicht sehr groß, es gibt noch links vom Homescreen einen eignen Widgetbereich mit ein paar vordefinierten Apps, wie einen Kalender, Taschenrechner, Uhr, Musikplayer. Ist für meinen Geschmack aber immer noch etwas lieblos zusammengestellt und liefert kaum Mehrwert. Ansonsten kann ich hier nur noch die neue Geestensteuerung, die ab MIUI 9.5 eingeführt wurde, erwähnen – das war es dann aber auch schon.
Leider unterstützt das Mi Pad 4 auch nur Widevine L3, somit ist es nicht möglich beispielsweise Netflix in HD gucken zu können.
Einen Fingerabdrucksensor gibt es hier nicht, dafür aber die Möglichkeit via Gesichtserkennung (Face Unlock) das Tablet zu entsperren. Das funktioniert allerdings nicht ganz so gut, wie man das von den meisten Smartphones kennt. Es wird die Frontkamera aktiviert und nach etwa einer Sekunde wird das Mi Pad 4 entsperrt. Das ist aber zum einen sehr Licht- und zum anderen Winkelabhängig. So richtig zuverlässig funktionierte das leider im Test nicht. Zudem lässt es sich mit einem Foto ganz einfach austricksen und damit entsperren.
Die wichtigste Änderung des Mi Pad 4 ist aber der Prozessor, endlich setzt man hier auch auf einen Qualcomm’s Snapdragon SoC. Der Intel X5 im 2er damals war sehr schlecht optimiert und man hatte ständig mit einem schwarzen/toten Display zu kämpfen (Screen of death). Das wurde mit dem MT8176 im 3er schon erheblich besser, der aber auch schon sehr veraltet war. Auch in Hinblick auf zukünftige Updates, ist man mit dem jetzt verbauten 2,2GHz Snapdragon 660 Octa-Core (4x 2,2GHz + 4x 1,8GHz) mit Adreno 512 GPU von Qualcomm, besser aufgestellt. Dieser unterstützt nämlich auch WLAN AC mit MIMO bis zu 867 Mbps) und Bluetooth 5.
Abstriche müsst Ihr hier wieder beim internen eMMC Speicher machen, denn der schafft 180 MB/s Lesen und 130 MB/s Schreiben. Dafür sieht es beim RAM mit etwa 6,35 GB/s sehr gut aus. Die restlichen Benchmark-Werte des Mi Pad 4 liegen in AnTuTu bei guten 132.119 Punkte und im Geekbench 1638 SingleCore + 5863 MultiCore Punkte.
Somit ist auch für Games jeglicher Art für genügend Power gesorgt und fand nur die etwas längeren Ladezeiten wegen des langsamen Speichers zwischendurch etwas nervig. Ansonsten lassen sich eigentlich alle Games, wie Asphalt 9, Life is Strange, Modern Combat 5, MMX Racing, Asphalt Airborn 8 und Hearthstone absolut ruckelfrei und ohne Hänger spielen. Bei PUBG gab es hier und da mal ein paar Mini-Ruckler, was aber in Anbetracht des Preises vollkommen in Ordnung geht.
Auch bei der Konnektivität des Mi Pad 4 gab es Verbesserungen, so unterstützt es jetzt WLAN 802.11a/b/g/n/ac (2,4GHz und 5GHz) mit Dual-MIMO, sowie den neuen Bluetooth 5.0. In der LTE-Variante fehlt dann allerdings wieder das Band 20 mit 800Mhz. Sowohl das WLAN, als auch das Bluetooth funktionierten im Test ohne Probleme mit einer guten Reichweite. Bei der WiFi-Version müsst Ihr auf einen GPS-Sensor verzichten, was wohl auch dem günstigen Preis geschuldet ist. Dieser ist nämlich lediglich in der LTE-Version mit GPS, A-GPS, GLONASS und Beidou verbaut.
Die beiden Stereo-Lautsprecher sind ja, wie eingehend erwähnt, von der Rückseite auf die Unterseite gewandert. Ist von der Positionierung auf jeden Fall besser und strahlt somit nicht mehr nach hinten ab oder ihr hört auch etwas, wenn Ihr das Pad auf die Decke oder Bett legt. Die Klangqualität ist sehr gut und ausgeglichen. Der Bass kommt zwar nur leicht raus, aber das geht bei dem Gehäusevolumen in Ordnung. Auch ist die Lautstärke insgesamt sehr gut und selbst auf höchster Einstellung noch recht gut zu verstehen mit minimaler Tendenz etwas zu übersteuern. Mit 3,5mm Kopfhörern liefert das Mi Pad 4 wieder einen sehr guten Klang mit Bass ab (getestet mit RHA-MA750). Insgesamt habe ich bei der Audioqualität und der Lautstärke nichts zu bemängeln.
Kameras in Tablet haben ja nach wie vor keinen hohen Stellenwert bei den Herstellern. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass die Geräte meistens nur zu Hause zum Couchsurfing oder Spielen genutzt werden. Kaum einer rennt irgendwo in der Stadt oder im Park mit einem Tablet rum und macht dort Fotos. ;) Insofern geht das schon in Ordnung. Xiaomi hat im Mi Pad 4 eine 13 Megapixel Hautplinse von OmniVision (OV13855) mit einer f/2.0 Blende verbaut. Bei ausreichend Licht lassen sich damit mittelmäßige Bilder schießen, denen es aber etwas an Dynamik fehlt. Zudem sind die Farben etwas überzogen und entsprechend nicht der Realität. Auch bei der Schärfe müsst Ihr einige Abstriche machen, denn die Bilder sind zum Rand hin doch deutlich unscharf. Aber wir reden hier, wie gesagt, von einem Tablet. Ansonsten lassen sich noch Videos ohne Bildstabilisator in FullHD aufnehmen.
Etwas wichtiger ist dann wohl eher die Frontkamera, denn die wird sicherlich häufiger mal für eine Videochat-Session benutzt. Viel erwarten dürft Ihr aber auch hier nicht von dem 5 Megapixel Samsung S5K5E8 Sensor, denn das Bild ist recht unscharf und tendiert schnell dazu zu verrauschen.
Die Akkukapazität des Mi Pad 4 hat sich zwar mit 6.000mAh verringert, doch in Kombination mit dem Snapdragon 660 Prozessor ist das Tablet ein echter Langläufer. Das liegt unter anderem wohl auch an dem jetzt etwas niedriger auflösenden Display und spart einiges an Strom ein.
Laut dem synthetischen Akku-Benchmark von Geekbench 4 schaffte es hier fast 9 Stunden Display-An-Zeit (Screen-On-Time). Damit schafft man in der Realität je nach Nutzung locker zwei Tage und bis zu 11 Stunden SoT. Beim intensiven Spielen von aufwendigen Games, wie beispielsweise PUBG, verbraucht es ca. 15% pro Stunde und bei Videos oder Streaming so 5-6% pro Stunde. Somit hat das Pad 4 sehr gute Laufzeiten und ist ein wahrer Akku-Langläufer.
Leider fehlt auch dem Mi Pad 4 wieder eine Schnellladefunktion, was ich nicht so ganz nachvollziehen kann, denn der Prozessor unterstützt das ja eigentlich. So braucht es, wie seine Vorgänger, wieder gut 2,5 Stunden bis es wieder voll aufgeladen ist.
Rein optisch hat sich auch beim Mi Pad 4 von Xiaomi nicht viel getan und sie setzen auf altbewährtes!? – Ein robustes Metallgehäuse mit guten LCD-Display. Ansonsten hat das Pad 4 gerade unter der Haube einige Verbesserungen gegenüber seinen Vorgängern. Zum einen ist hier der Snapdragon Prozessor zu nennen, die einfach immer noch die am effizientesten SoCs am Markt sind und der Formfaktor von 16:10. Zwar hat jeder Faktor seine Berechtigung aber gerade in Tablets eignet sich das Format des Mi Pad 4 wohl besser, denn die meisten nutzen ein Tablet zum Spielen oder Video gucken bzw. streamen. Dennoch hat auch das Mi Pad einfach das Problem, was es zu einem großen “Nischen-da-sein” verdonnert, und das sind die immer größer werdenden Smartphones. Da braucht man nur in die eigenen Reihen von Xiaomi zu schauen, allein in der Redmi- und Max-Serie haben wir Größen jenseits der 6 – 7 Zoll. Da macht ein Tablet mit gerade mal 8 Zoll und großen Rändern nicht allzu viel Sinn. Schöne wäre hier von Xiaomi mal ein größeres 10-12 Zoll Tablet.
Ansonsten habe ich aber an dem Tablet wenig zu meckern, außer dass Xiaomi ihm wenigstens Quick-Charge hätte verpassen können. Schaut Ihr dann aber auf das Preisschild von knapp 180 Euro für die WiFi-Version und 240 Euro für die LTE-Version, gibt es hier absolut nichts zu meckern. Ich kenne kein Tablet mit so einer guten Preis-Leistung, weswegen ich auch dem Mi Pad 4 wieder eine uneingeschränkte Kaufempfehlung geben kann.