Linken-Chefin Janine Wissler hat unentschlossene Mitglieder aufgefordert, in der Linkspartei zu bleiben und sich nicht einer möglichen neuen Wagenknecht-Partei anzuschließen. "Ich möchte denen, die mit sich ringen, ob sie austreten oder bleiben sollen, sagen: Geht nicht. Bleibt in der Partei. Bringt Euch ein", sagtet Wissler der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" vom Montag. "Inhaltliche Meinungsverschiedenheiten können wir solidarisch innerhalb der Partei führen und klären."
Die Linke ist seit Monaten in Turbulenzen: Die frühere Fraktionschefin Sahra Wagenknecht erwägt die Gründung einer neuen Partei, was die Linke im Bundestag ihren Fraktionsstatus kosten könnte. Es wird damit gerechnet, dass ihr dann mehrere Linken-Bundestagsabgeordnete folgen würden.
"Wir haben immer miteinander diskutiert, gerungen und gestritten", sagte Wissler an die Parteimitglieder gerichtet. "Das ist möglich, so lange es das gemeinsame Ziel bleibt, die Linke erfolgreich zu machen." Als "rote Linie" nannte sie den "aktiven Aufbau einer Konkurrenzpartei".
Wissler beschwor eine geeinte Linke: "Wir sind in einer so schwierigen gesellschaftlichen Situation: soziale Spaltung, Inflation, die Klimakrise. Wir leben in Zeiten von Kriegen und Aufrüstung und eines Erstarkens der politischen Rechten." Die Parteichefin betonte: "Da braucht es eine laute Stimme von links. Die gibt es nur mit der Linken. Zersplitterung ist kein Erfolgsrezept."
Mit Blick auf Linken-Bundestagsabgeordnete, die die Fraktion womöglich verlassen und Wagenknecht folgen wollten, sagte Wissler: "Alle unsere Abgeordneten sind von den Mitgliedern der Linken aufgestellt worden. Die Partei und ihr Programm waren die Grundlage für ihre Wahl durch die Wähler." Sie forderte: "Wer nicht mehr für die Linke Politik machen möchte, sollte sein Mandat abgeben, damit jemand von der Liste der Partei nachrücken kann." Das sei "ein Gebot des politischen Anstands".
cha/mt