"Wir sind zu schwach!" - Der russische Militärblogger Swatoslaw Golikow und andere Militärfachleute kritisieren, dass die russische Armee derzeit aufgrund personeller Probleme nicht in der Lage ist, offensiv vorzugehen. Aus diesem Grund könnte auch ein Waffenstillstand bald in Betracht gezogen werden.
Es wird bemängelt, dass die Größe und Qualität der Streitkräfte nicht den Anforderungen für offensive Operationen entsprechen. Insbesondere die mangelnde Qualität des Personals, sowohl bei neuen Rekruten als auch bei erfahrenen Soldaten, wird auf die physische und mentale Erschöpfung zurückgeführt. Eine unverantwortliche Haltung einiger Führungskräfte bezüglich der Schonung von Menschenleben und die fehlende Kraft, anfängliche Erfolge in taktische Vorteile umzusetzen, werden ebenfalls kritisiert. Die Bemühungen, trotz begrenzter Mittel und Kräfte hartnäckig an vielen Fronten anzugreifen, führen laut Golikow und anderen Experten oft zu einer Sackgasse und einem ineffektiven Stellungskrieg.
In Russland hat diese Debatte über die militärischen Herausforderungen und die Notwendigkeit eines möglichen Waffenstillstands große Diskussionen ausgelöst, insbesondere nach einem Besuch des ungarischen Premierministers Viktor Orbán in Kiew. Eine Umfrage zeigt, dass eine Mehrheit der russischen Bevölkerung für einen baldigen Waffenstillstand ist, während vor allem ältere Männer und wohlhabende Russen gegen einen solchen sind, da sie sich nicht persönlich bedroht fühlen und den bisherigen Kriegsverlauf positiv bewerten. Politologen wie Dmitri Tsibakow spekulieren darüber, dass der Kreml möglicherweise auf einen baldigen Waffenstillstand hinarbeitet, da ein längerer Krieg zu komplex, teuer und psychologisch belastend sei. Kritik wird an der aktuellen Führung des Verteidigungsministeriums geübt, da diese möglicherweise nicht über das nötige Verständnis für die Herausforderungen des Krieges verfüge.
Die militärische Lage an der Front, insbesondere bei Woltschansk und im Süden, wird als langsam und ohne wesentliche Durchbrüche beschrieben. Einige Beobachter vergleichen die aktuelle Situation mit den Materialschlachten des Ersten Weltkriegs, bei denen die Technologie der Zeit nicht ausreichte, um einen schnellen Fortschritt zu ermöglichen. Kriegsblogger und Kommentatoren äußern sich skeptisch über die Aussichten auf einen militärischen Sieg über die Ukraine und betonen die Notwendigkeit, trotz eines möglichen Waffenstillstands an inneren Reformen und der Stärkung Russlands zu arbeiten. Die Kontroverse über die Kriegsführung und die Zukunftsperspektiven spiegelt sich in der öffentlichen Debatte wider, während die politische und strategische Instabilität auf globaler Ebene anhält und eine zuverlässige Grundlage für Friedensverhandlungen erschwert.