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Tübinger Biotechunternehmen Curevac geht in New York an die Börse

Mit 180 Millionen Euro soll Impfstoff gegen Coronavirus entwickelt werden

Im weltweiten Rennen um einen Impfstoff gegen das Coronavirus will sich das Tübinger Pharmaunternehmen Curevac frisches Geld an der US-Börse besorgen. Das Unternehmen wird ab Freitag an der New Yorker Börse Nasdaq gelistet sein und dadurch nach eigenen Angaben rund 213 Millionen Dollar (rund 180 Millionen Euro) einnehmen. Mit dem Geld will Curevac die Impfstoffentwicklung auf Basis der sogenannten mRNA-Technologie vorantreiben.

"Um 20 Uhr unserer Zeit wird die Glocke geläutet", sagte der Geschäftsführer des Hauptinvestors Dievini, Christof Hettich, dem "Mannheimer Morgen". Hettich ist demnach unter anderem mit dem SAP-Mitgründer Dietmar Hopp Geschäftsführer der Heidelberger Beteiligungsgesellschaft, die die Hauptanteile von Curevac hält. Insgesamt will das Unternehmen zunächst rund 13,3 Millionen Stammaktien verkaufen. Der Ausgabepreis liegt bei 16 Dollar pro Aktie. Knapp zwei Millionen weitere Papiere könnten die Zeichner dann kurzfristig zusätzlich ordern.

Den Erlös will Curevac nach eigenen Angaben in die Entwicklung seines Impfstoffprogramms gegen das Coronavirus stecken. Das Programm soll so bis zum Abschluss der klinischen Phase-3-Studie finanziert werden. Zudem will Curevac mit dem Geld seine kurzfristigen Produktionskapazitäten erweitern.

Teile der Gelder sollen auch in das Krebsmittel-Programm fließen, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Investitionen sollen schließlich in die "weitere Entwicklung der mRNA-Technologieplattform" des Unternehmens und die Entwicklung anderer "präklinischer und klinischer Programme" erfolgen.

Das Deutsche Aktieninstitut hatte am Mittwoch kritisiert, der Curevac-Börsengang in den USA zeige, dass Deutschland noch immer kein attraktiver Standort für Börsengänge junger Wachstumsunternehmen sei. Hier müsse die Politik handeln.

Mitte Juni hatten die deutschen Aufsichtsbehörden dem Tübinger Biotechunternehmen grünes Licht für eine klinische Studie mit einem möglichen Impfstoff gegen das Coronavirus gegeben. Nach Unternehmensangaben sollen ab September Ergebnisse vorliegen.

Der Bund hatte angekündigt, sich mit 300 Millionen Euro an Curevac zu beteiligen. Damit erwarb er einen Anteil von 23 Prozent an dem Pharmaunternehmen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte versichert, der Bund werde auf die geschäftspolitischen Entscheidungen der Firma keinen Einfluss nehmen. Anfang Juli erhielt Curevac zudem eine Kreditzusage in Höhe von 75 Millionen Euro von der Europäischen Investitionsbank (EIB).

Curevac nutzt ebenso wie das Mainzer Unternehmen Biontech die sogenannte RNA-Technologie zur Impfstoffentwicklung. Der genetische Bauplan für modifizierte Virus-Bestandteile wird dabei in den Körper injiziert. Zellen nehmen diese Erbinformation auf und produzieren daraus harmlose Erregerteile, worauf das Immunsystem reagiert. Es speichert die Immunantwort ab, die später gegen eine echte Infektion schützt.

by THOMAS KIENZLE