Letzter Fall für Flückiger und Ritschard
Mit dem “Tatort: Der Elefant im Raum” (27. Oktober, 20:15 Uhr, das Erste) verabschieden sich die Schweizer Ermittler Reto Flückiger (Stefan Gubser, 62, seit 2011) und Liz Ritschard (Delia Mayer, 52, seit 2012) von den Sonntagskrimi-Fans. Lohnt sich das Einschalten?
Ein gediegenes Dinner auf dem Vierwaldstättersee. Luzerns Elite aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – und mitten drin Reto Flückiger, der seine Freundin Eveline (Brigitte Beyeler) widerwillig begleitet. Als Flückiger bemerkt, dass etwas auf dem Dampfer nicht stimmt, ist es bereits zu spät: Lichtblitze, Rauch, zerbrochene Scheiben, ein toter Kapitän – an Bord bricht Panik aus. Alles deutet auf einen Anschlag hin.
Flückiger und die ziemlich erkältete Liz Ritschard verfolgen die Spur des Passagiers Bernhard Ineichen (Martin Hug), der offenbar kurz zuvor von Bord gegangen ist. Ist der Mann der Täter oder wurde er selbst Opfer des Überfalls? Und warum wird Flückiger das Gefühl nicht los, ständig beobachtet zu werden? Während Corinna Haas (Fabienne Hadorn) Handybilder der Passagiere analysiert, macht das alternative Newsportal “Veritas News” der Polizei zu schaffen. Dessen zwielichtiger Betreiber hat offenbar mehr Informationen zu den Geschehnissen an Bord, als er zugeben will…
Für echte Sonntagskrimi-Fans lohnt sich ein Abschieds-“Tatort” immer, denn solche Filme markieren Wendepunkte in diesem TV-Universum. Außerdem ist es tatsächlich ein Abschiedskrimi, was ja nicht immer der Fall ist. Wie das Engagement des Schweizer Kommissars Flückiger nach acht Jahren beendet wird, soll hier aber natürlich noch nicht verraten werden – Ritschards Zukunft bleibt im Übrigen eher ungewiss.
Schon die sehr sehenswerten Einstiegsszenen auf dem Luxusdampfer zeigen eine Facette der Schweiz-Krimis, die viele sicher vermissen werden: die Faszination der Stadt Luzern und der umliegenden Landschaft. Aber auch der attraktive Kommissar darf sich nochmal von der besten und besonders coolen Seite zeigen.
Alles in allem wird in diesen Krimi aber ein bisschen viel hineingemischt: Es geht um Allmachtsfantasien des Luzerner Establishments, mögliche geheime Rüstungsgeschäfte, Affären und vor allem auch um alternative Newsportale, Pressefreiheit, Fake News und die Sache mit der Wahrheit, bei der die Widersacher unversöhnlich aufeinandertreffen: “Sie machen den Leuten bloß Angst!” – “Sie haben doch bloß Angst vor den Leuten!”
Verschwörungstheorien, Gesellschaftskritik, Kritik am Wirtschaftssystem – es ist durchaus möglich, den Faden zu verlieren. Und auch das Motiv des Täters wirkt etwas konstruiert. Irgendwann eskaliert dann alles… oder um es mit Flückigers Worten zu sagen: “Ich bin raus, kann machen, was ich will!”
(ili/spot)