In der vom Umbruch betroffenen Automobilindustrie sind die Voraussetzungen gut, dass viele Beschäftigte einen neuen, zukunftsträchtigen Beruf erlernen und auch ausüben können. Das ergab eine Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung für die Automobilindustrie in Baden-Württemberg, die am Montag veröffentlicht wurde. In der Branche drohe zwar ein "spürbarer Arbeitsplatzabbau", heißt es dort. Andererseits würden im Jahr 2030 voraussichtlich 40.000 Fachkräfte fehlen.
Die Transformation der Wirtschaft insgesamt durch Digitalisierung und Klimawandel und die Hinwendung der Branche zur E-Mobilität verändern die Anforderungen an die Beschäftigten, wie es in der Studie heißt. Betroffen vom Umbruch sind demnach alle Qualifizierungsniveaus: ungelernte Hilfskräfte, Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung, aber auch Spezialistinnen und Spezialisten und selbst Expertinnen und Experten verschiedener Bereiche.
Eine Branchenanalyse anhand von 370.000 Online-Stellenanzeigen in den Jahren 2014 bis 2021 zeige Wechselmöglichkeiten für diese gefährdeten Tätigkeitsfelder hin zu den passenden Berufen mit Zukunft. Besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt, dass die Wechsel keinen Abstieg bedeuten und dass sie andererseits die Arbeitskräfte nicht überfordern, wie die Bertelsmann Stiftung hervorhob.
Basis für erfolgreiche Wechsel sei der Vergleich der Kompetenzen zwischen dem bestehenden und dem Zielberuf. Je ähnlicher die Anforderungen, desto größer seien die Erfolgsaussichten. Dazu müssten die Betroffenen zusätzliche Kompetenzen erwerben. Das gelte insbesondere für aktuelle Hilfskräfte: Ihre Chance auf einen gelingenden Übergang steige deutlich, wenn sie zuvor einen Berufsabschluss machen.
Der Übergang in einen neuen Beruf müsse nicht notwendigerweise in demselben Unternehmen erfolgen, nicht einmal in derselben Branche, hieß es weiter. So könnten Fachkräfte im Vertrieb auf demselben Anforderungsniveau relativ leicht in Berufe der kaufmännischen und technischen Betriebswirtschaft wechseln, Spezialisten der Automatisierungstechnik könnten eine berufliche Zukunft auch im Bereich der Maschinenbau- und Betriebstechnik finden.
Die Unternehmen der Automobil- und Zulieferindustrie könnten "einiges dazu beitragen, dass Übergänge" gelingen, heißt es in der Studie weiter. Dazu gehörten neben vorausschauender Personalstrategie auch eine gelebte Veränderungskultur. Unternehmen sollten offen kommunizieren, welche Kompetenzen gebraucht werden. Nur so hätten Beschäftigte die Möglichkeit, einen Überblick über mögliche neue Berufsfelder zu erhalten. In der baden-württembergischen Autoindustrie sind aktuell 250.000 Menschen beschäftigt.
mb/ilo/pe